Bittere Niederlage in Emsdetten

Die zweite Mannschaft des SK Turm Emsdetten avanciert zum Angstgegner unserer II. Mannschaft. In den letzten 5 Jahren gab es lediglich zwei Unentschieden gegen die Münsterländer und auch in diesem Jahr mussten wir nach einem 3½:4½ ohne Zähler die Heimreise antreten. Vorentscheidend waren dafür die sehr deutlichen Schwarz-Niederlagen von Thomas Michalczak und Oliver Kniest, die trotz einer sehr starken kämpferischen Leistung und zwei Siegen von Milon Gupta und Jan Hobusch insgesamt nicht mehr kompensiert werden konnten. Damit verpasste die Zweite die Gelegenheit sich in einem Duell gegen einen direkten Mitkonkurrenten etwas Luft im Abstiegskampf zu verschaffen.

Die Bundesliga-Reserve des SK Turm Emsdetten kann in den letzten Jahren auf eine nahezu identische Historie wie unsere Zweite zurückblicken. Gemeinsam stiegen beide Mannschaften im Jahre 2012 in die 2. Bundesliga auf, im Folgejahr wieder ab und in der letzten Saison wieder auf. Im Januar dieses Jahres hatten wir in der Oberliga NRW ein eher glückliches 4:4 erreicht und damit schon das beste Ergebnis der letzten Jahre erzielt. Doch nach den beiden starken Vorstellungen in Wiesbaden und gegen Schöneck ohne eine verlorene Partie reisten wir mit 4:2 Zählern und viel Optimismus zu diesem Vier-Punkte-Spiel im Abstiegskampf ins Münsterland.

Die Gastgeber hatten mit 3:3 Punkten ebenfalls einen sehr ordentlichen Saisonstart, konnten aber nicht ihre stärkste Besetzung an die Bretter bringen, so dass wir nominell ganz leicht favorisiert den Kampf begannen. Doch bereits sehr früh zeigte sich, dass wir nicht unseren besten Tag erwischt hatten. Zunächst wurde der zuletzt in glänzender Form aufspielende Daniel Schlecht, der erstmals in dieser Saison die weißen Steine führen durfte, von IM Christian Richter (2370) ausgebremst. Dieser erreichte mit einer Nebenvariante im angenommenen Damengambit schnell Ausgleich, so dass bei reduziertem Material in völlig ausgeglichener Stellung Frieden geschlossen wurde.

Am vierten Brett kam es zu der seltenen Situation, dass Eröffnungs-Spezialist Thomas Michalczak ein theoretisches Duell verlor. FM Eric-Jan Hummel (2291) kannte sich in den Feinheiten einer Modevariante im klassischen Zweispringerspiel im Nachzug deutlich besser aus, so dass Thomas seinen geopferten Bauern nicht wieder sah und auch zu keinem Zeitpunkt hinreichende Kompensation nachweisen konnte. Nach nicht einmal drei Stunden Spielzeit war so ein schneller Rückstand zu verkraften. Noch schlimmer gestalteten sich die Geschehnisse bei Oliver Kniest, der eine wirklich miserable Partie spielte. Nach 10 Zügen hatte er mit Schwarz in einer ruhigen Italienisch-Variante bequemen Ausgleich erreicht, um in der Folge einen derartig verfehlten Plan anzuwenden, dass sein Kontrahent Fris Rietman (2241) binnen 10 weiterer Züge beinahe im Autopilot-Verfahren eine völlige Gewinnstellung erreichte, was unseren Rückstand wenig später auf zwei Zähler ausbaute.

Doch die Mannschaft kämpfte vorbildlich:  Jan Hobusch wurde mit Schwarz zwar vom sehr aggressiven englischen Anti-Slawisch-System von Michael Topp (2093) mit frühem g4 überrascht, behielt jedoch die Nerven uns wehrte den ungestümen weißen Angriff ab. In der Folge erreichte er immer stärkeres Gegenspiel und gewann schließlich mit kleinen taktischen Manövern entscheidendes Material, was noch vor der Zeitkontrolle zum Anschlusstreffer führte. Die Vorentscheidung für Emsdetten fiel dann bei Nikolaj Krieg, der in einem Holländisch-Englisch-Damenindisch-Hybrid mit Weiß gegen Koen Lambrechts (2270) stets leichte positionelle Vorteile besaß. Obwohl sich diese nicht entscheidend verdichten ließen, lehnte er aufgrund der sehr schlechten Mannschaftssituation objektiv vielleicht nicht gerechtfertigt ein Remisangebot ab, ging danach aber zu großes Risiko ein und lief in ein gegnerisches Qualitätsopfer, das seine Struktur entscheidend zerstörte. Die Partie war gekippt und Niko konnte selbst nach Rückgabe des Materials keine Remischancen mehr kreieren und musste eine sehr bittere Niederlage einstecken.

Währenddessen hatte Jörg Wegerle versucht, aus seinem mikroskopisch besseren Doppelturmendspiel gegen IM Thomas Fiebig (2401) noch einen vollen Zähler herauszupressen, was sich gegen die solide Verteidigung des ehemaligen Solingers allerdings als unmöglich erwies. Dennoch gebührt Jörg für seinen Einsatz ein absolutes Sonderlob, schließlich war er 36 Stunden vor dem Kampf noch berufsbedingt in Sao Paulo gewesen. Derartige Anreisedistanzen dürften auch in der Bundesliga eine absolute Rarität sein… Damit mussten beim Stande von 2:4 beide noch laufenden Partien gewonnen werden.

Nach etwas über 5 Stunden sorgte Milon Gupta  wieder für etwas Hoffnung. In einer Katalanisch-Struktur hatte er gegen Renze Rietveld (2224) stets leichten positionellen Vorteil bewahrt und konnte dann in der Zeitnotphase in ein klar vorteilhaftes Turmendspiel abwickeln, das er mit sicherer Technik zum 3:4-Anschlusstreffer verwertete. In der letzten noch laufenden Partie hatte IM Alexander Kabatianski (2399) den Königsinder von Markus Schäfer mit dem Fianchetto-System bekämpft, wonach ein sehr strategischer und geschlossener Stellungstyp entstanden war. Dies führte zum Kuriosum, dass nach der Zeitkontrolle mit Ausnahme von jeweils drei abgetauschten Bauern noch alle Figuren auf dem Brett waren. Markus versuchte wirklich alles, gegen die grundsolide weiße Position einen Vorteil zu erzielen und die Stellung taktisch zu verkomplizieren. Doch Kabatianski behielt die Übersicht und vermied die größten Komplikationen, so dass Markus nach 6½ Stunden in einem Leichtfigurenendspiel, in dem sein Läuferpaar für seinen geopferten Bauern zwar hinreichende Kompensation, aber bei reduziertem Material keine Gewinnaussichten mehr bot, in das Remis einwilligte.

Damit stand die knappe, wenn auch insgesamt verdiente 3½:4½-Niederlage fest. Die II. Mannschaft befindet sich mit 4:4 Punkten in der 2. Bundesliga zwar weiterhin auf dem 4. Platz, verpasste aber die große Chance, gegen einen direkten Mitkonkurrenten wertvolle Punkte für den Klassenerhalt zu sammeln.

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