Sonntag, 27.05.2005: Antoniewski in einer anderen Liga

Wegerle, Odendahl, Pilaj, Westerinen, Antoniewski, Auer, Balduan, Hecht (v.l.n.r) Die Abschlusstabelle des Jürgen-Dueball-Gedenkturniers legte ein beredtes Zeugnis über die Kräfteverhältnisse des Turniers ab: Dem das ganze Turnier über dominierenden Rafal Antoniewski gelang das Kunststück, über die kurze Distanz von 9 Runden einen Vorsprung von 2½ Zählern auf das restliche Teilnehmerfeld herauszuarbeiten. Im Vergleich dazu betrug der Abstand zwischen dem Zweiten und dem Zehntplazierten gerade einmal 2 Zähler.

In der letzten Runde baute der stets bescheiden auftretende Pole vom SK Werther seine Führung durch einen abschließenden Sieg über den Tabellenzweiten Heikki Westerinen aus. In gewohnter spielerischer Leichtigkeit erreichte er in einer seltenen Französisch-Variante mit 2.De2 positionelle Vorteile und wandelte diese in ein gewonnenes Turmendspiel um.

Der Finne kassierte somit nach einem exzellenten Turnier doch noch seine erste Niederlage, konnte aber dafür einen Erfolg ganz anderer Natur landen. Für eine Busfahrt durch Solingen nutzte er ein „Vier-Fahrten-Ticket“, auf dem noch eine Fahrt frei war. Der Busfahrer zeigte sich überrascht, die anderen drei Entwertungen stammten aus dem Jahre 1984 und das Ticket kostete damals einen Gesamtpreis von 4,– DM; doch Heikkis Fahrschein wurde problemlos akzeptiert!

Vyacheslav Savchenko Im Turnier musste der Finne letztlich mit Platz 3 zufrieden sein. Der Spitzenspieler der Elberfelder SG, Reiner Odendahl, überspielte in einer modernen Verteidigung mit d6 und Lg4 Vyacheslav Savchenko und konnte seinen zweiten Sieg im Turnier landen. Dieser katapultierte ihn dank der besseren Wertung mit 5 Zählern noch auf den 2. Platz, so dass Odendahl trotz der knapp verpassten Norm bester Laune war. Savchenko fiel dagegen noch knapp unter die 50 %-Marke, drückte dem Turnier aber mit seinem kämpferischen Schach einen Stempel auf.

Jörg Wegerle und Frank Borkott Hajo Hecht und Jörg Wegerle trennten sich nach einer slawischen Eröffnung schließlich leistungsgerecht unentschieden, nachdem sie zuvor wechselseitig jeweils ein Remisangebot des Gegners abgelehnt hatten. Beide beendeten das Turnier mit 4½/9, wobei Hecht sich darüber freute, in der alten Heimat zahlreiche alte Bekannte wiedergetroffen zu haben. Wegerle wurde mit diesem Ergebnis bester Solinger und nutzte die Pausen beim IM-Turnier, um die Turnierleitung des Open maßgeblich zu unterstützen, wofür ihm nochmals ein Sonderlob gebührt.

Ebenfalls Remis endete die Partie zwischen Wolfgang Pajeken und Markus Balduan in einer Damengambit-Abtauschvariante. Während Balduan mit 4/9 im Rahmen seiner Elo-Erwartung blieb und noch nach dem Wolfgang Pajeken Turnierende mit seiner verpassten Chance gegen Westerinen haderte, musste Pajeken ohne Sieg mit dem letzten Platz vorlieb nehmen. Dennoch ließ sich der Zweitligaspieler des HSK niemals seine gute Laune nehmen und war mit seinem unternehmungslustigen Spielstil eine Bereicherung des Turniers.

Sportlich unzufrieden war natürlich auch der an Position 2 gesetzte Herwig Pilaj, der nach seinem Kurzremis mit Martin Auer bei 3½/9 landete. Ausschlaggebend waren hierfür aber die vier Auftaktniederlagen in der Stadtbibliothek; in der zweiten Turnierhälfte holte er das zweitbeste Ergebnis und konnte so den Schaden in Grenzen halten. Außerdem bildete sich während des Turniers der erste „Pilaj-Fanclub“ einiger inzwischen in Solingen lebenden Österreicher.

Martin Auer konnte als Spieler mit der niedrigsten Elo-Zahl mit seinem Ergebnis von 4 Punkten sehr zufrieden sein. Darüber hinaus versorgte er als Sportredakteur des Solinger Tageblatts die lokale Presse mit zahlreichen Berichten über das Turnier und trug auch auf diese Weise zu einer größeren Öffentlichkeitswirkung bei.

Insgesamt lief das Turnier in sehr angenehmer Atmosphäre ab und soll entweder im nächsten oder übernächsten Jahr eine Neuauflage erfahren.



Samstag, 28.05.2005: Rafal Antoniewski vorzeitig Turniersieger

Westerinen-Hecht Der dominierende Pole Rafal Antoniewski konnte sich heute erwartungsgemäß den vorzeitigen Turniersieg im 1. Jürgen-Dueball-Gedenkturnier sichern. Er hatte in seiner Partie gegen Vyacheslav Savchenko keine größeren Probleme, in einer slawischen Verteidigung trotz der stets vorhandenen leichten Initiative des Ukrainers das Gleichgewicht zu wahren, so dass die Partie in ein Remis mündete.

Dies reichte Antoniewski, seinen 1½-Punkte-Vorsprung zu verteidigen, da der zweitplazierte Heikki Westerinen sich mit Hajo Hecht ebenfalls unentschieden trennte. Im Duell der ehemaligen Mannschaftskollegen Jürgen Dueballs versuchte der Finne lange, seinen in einem typischen spanischen Mittelspiel gewonnenen Bauern zu verwerten; doch Hecht gelang es, in ein ungleichfarbiges Läuferendspiel überzuleiten, in dem der materielle Mehrbesitz keine Bedeutung besaß.

Die zweite Spanische Partie an diesem Tag führte hingegen eine Entscheidung. Jörg Wegerle verspürte keine Motivation, gegen die Berliner Verteidigung seines Mannschaftskameraden Martin Auer anzukämpfen und leitete mit 4.d3 in einen für den geschlossenen Spanier typischen Stellungstyp über. Es entwickelte sich der übliche schwerblütige Positionskampf, in dem Auer schließlich zu schnell die Initiative übernehmen wollte. Mit 31… g4 überzog er seine Position und wurde von Wegerle in beiderseitig knapper Zeit souverän ausgekontert. Dieser volle Zähler ließ Jörg auch in der Tabelle wieder an Martin vorbeiziehen.

Balduan-Odendahl Einen weiteren Positionswechsel gab es am Tabellenende, wo Herwig Pilaj die rote Laterne an Wolfgang Pajeken weiterreichen konnte. Es gelang dem Österreicher, die slawische „Gummiwand“ im modernen 4… a6-System zu durchbrechen und sich deutliche positionelle Vorteile zu erarbeiten, die er diesmal auch trotz der gewohnten Zeitprobleme in einen Sieg umwandeln konnte. Damit hat Pilaj nach dem Wechsel des Spielortes in die Ohligser Festhalle keine Partie mehr verloren und sich nach dem Horror-Start hinreichend rehabilitiert.

In der fünften Partie des Tages waren die meisten Überraschungsmomente bereits in der Eröffnung zu beobachten. Markus Balduan wählte 1.e4, vermutlich in der Hoffnung auf ein Theorieduell im beschleunigten Drachen, den Balduan selbst seit Jahren mit Schwarz im Repertoire hat. Doch Reiner Odendahl erwiderte genauso unerwartet 1… e6, um nach 2.d4 c5 folgen zu lassen, so dass beide schließlich nach 3.c3 in einem Sizilianer landeten, den sie in dieser Form nicht in ihrem Repertoire haben. Die Partie selbst verlief dann ohne größere Höhepunkte und endete mit einem gerechten Remis, mit dem auch Odendahl ebenso wie Savchenko und Auer seine letzten Chancen auf eine Norm einbüsste.

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Freitag, 27.05.2005: Antoniewski unterstreicht Dominanz

Sollte es noch letzte Zweifel hinsichtlich der Kräfteverhältnisse des Teilnehmerfeldes im Jürgen Dueball-Gedenkturnier gegeben haben, so dürften diese durch den Verlauf der 7.Runde endgültig zerstreut worden sein. Während sich die übrigen Teilnehmer neutralisierten, unterstrich Spitzenreiter Rafal Antoniewski erneut mit einem unglaublich leicht erscheinenden Sieg seine Dominanz.

17... Sf2 Gegen die Caro-Kann-Verteidigung von Markus Balduan wählte der Spitzenspieler des SK Werther eine seltene Variante des Panov-Angriffs, durch die er einen starken Freibauern auf der d-Linie erhielt. Balduan hoffte auf hinreichende Kompensation durch sein Läuferpaar und opferte einen Bauern, doch Antoniewski bewahrte stets die Kontrolle über die Stellung, so dass der Solinger schließlich einen unmotivierten Gegenangriff startete, der schließlich zum Material- und Partieverlust führte.

Damit konnte Antoniewski seinen Vorsprung an der Spitze auf 1½ Zähler ausbauen, da sein einziger Verfolger Heikki Westerinen gegen Vyacheslav Savchenko remisierte. Der Finne wiederholte dabei mit Schwarz seine Französisch-Variante aus der Auftaktrunde gegen Wegerle. Savchenko versuchte gegen das solide System die Spannung aufrechtzuerhalten; schließlich führte ein hübscher taktischer Schlagabtausch, den Westerinen mit seinem Springereinschlag auf f2 eingeleitet hatte, zu einer forcierten Zugwiederholung und dem Remisschluss.

Auer-Hecht Mit dem gleichen Ergebnis endete auch die Begegnung zwischen Martin Auer und Hajo Hecht. Der Solinger, der bisher auf ein exzellentes Turnier zurückblicken kann, versuchte mit dem modernen 4.g4 in der Englischen Eröffnung den Routinier scharf zu attackieren. Dieser antwortete jedoch besonnen, so dass sich ein für die Variante typisches Mittelspiel mit minimalem weißen Vorteil aufgrund des Läuferpaares ergab. Es gelang Auer jedoch nicht, die Stellung weiter zu öffnen, so dass die Kontrahenten schließlich in einem ausgeglichenen Endspiel landeten.

Sehr ausgeglichen verlief das Duell zwischen Wolfgang Pajeken und Jörg Wegerle. Beide demonstrierten ein sehr gutes Verständnis der Karlsbader Bauernstruktur in einer Abtauschvariante des Damengambits und trennten sich nach korrektem Partieverlauf schließlich unentschieden.

Die Partie zwischen Reiner Odendahl und Herwig Pilaj schlug dagegen keine hohen Wellen. Nachdem der Österreicher gegen die Reti-Eröffnung schnell völligen Ausgleich erlangt hatte, stellte der Elberfelder überraschend frühzeitig alle Gewinnversuche ein und offerierte die Punkteteilung, die akzeptiert wurde.

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Donnerstag, 26.05.2005: „Ruhetag“ beim Dueball-Turnier

In den letzten Monaten ist viel über die große Friedfertigkeit und die hohe Zahl an Kurzremisen in den Rundenturnieren der Weltklasse diskutiert worden. Ähnliche Erwägungen hätte man bei erster Betrachtung der Begegnungen der sechsten Runde des Dueball-Turniers anstellen können. Tatsächlich waren nach bereits drei Stunden alle Bretter verwaist und fünf Remisen in die Ergebnisliste eingetragen worden. Im Gegensatz zu den häufig doch etwas fadenscheinigen Ausflüchten der Topgroßmeister konnten unsere Spieler deutlich bessere Argumente zur Entschuldigung vortragen.

Balduan-Savchenko Insbesondere dürfte ins Gewicht gefallen sein, dass alle Akteure am Vormittag dieser Doppelrunde mindestens vier Stunden am Brett gesessen und auch in den vorherigen Runden schon diverse lange Partien absolviert hatten. So verspürte Rafal Antoniewski kein besonderes Interesse, nur fünf Minuten nach der Beendigung seiner Partie gegen Jörg Wegerle erneut einen schweren Positionskampf aufzunehmen und trennte sich von Herwig Pilaj mit einem kurzzügigen Remis. Jörg Wegerle, der nach seinen beiden unglücklichen Niederlagen in den Vorrunden ziemlich frustriert war, zeigte zunächst bemerkenswerte Moral und lehnte das Remisangebot von Reiner Odendahl ab, musste dann aber nach 20 Zügen doch in völlig ausgeglichener und verflachter Stellung in den Friedensschluss einwilligen. Weitaus mehr Potential bot dagegen die Schlussstellung zwischen Hajo Hecht und Wolfgang Pajeken, in der eine typisch zweischneidige Benoni-Position auf dem Brett war. Beide Akteure waren nach ihren Niederlagen am Vormittag nicht daran interessiert, eine „kurze Rochade“ am Tag der Doppelrunde zu riskieren und trennten sich ebenfalls unentschieden.

23... Db4 Zwei andere Unterlegene des Vormittags, Markus Balduan und Vyacheslav Savchenko, schienen dagegen unmittelbar den erlittenen Rückschlag kompensieren zu wollen. In einer Tarrasch-Verteidigung mit frühem schwarzen c4 entwickelte sich eine verwickelte Position, in welcher der Ukrainer mit Schwarz eine Figur opferte, für die er als Gegenwert zwei verbundene Freibauern auf der c- und d-Linie erhielt. Balduan ging kein Risiko ein und gab die Mehrfigur bald zurück, so dass die Partie schnell in ein ausgeglichenes Schwerfigurenendspiel mündete und dann Remis gegeben wurde.

Die längste Partie dieser Runde spielten Heikki Westerinen und Martin Auer. Aus einer ruhigen sizilianischen Variante entwickelte der Finne unangenehmen Druck, der ihm klaren Vorteil einzubringen schien. Doch Auer fand eine sehr schöne kleine Kombination, durch die er den Verlust seines d6-Bauern mit dem schönen Zug 23… Db4 kontern konnte, was ihm zudem exzellentes Figurenspiel verschaffte. Nun musste Westerinen bereits Vorsicht walten lassen, fand aber noch eine Zugwiederholung, mit der das Gleichgewicht gewahrt werden konnte, womit auch das letzte Unentschieden des Tages perfekt war.

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Donnerstag, 26.05.2005: Dämpfer für IM-Normaspiranten

Nach der eher friedfertigen 4. Runde im Jürgen Dueball-Gedenkturnier bekamen die zahlreichen aus dem parallel stattfindende Open stammenden Zuschauer von den Akteuren absolut sehenswertes Kampfschach in fünf entschiedenen Partien zu sehen.

Savchenko-Pilaj Zunächst einmal gelang es Herwig Pilaj als Schwarzer in einem Tarrasch-Franzosen gegen Vyacheslav Savchenko endlich seine schwarze Serie zu beenden. Nachdem er bereits im Mittelspiel leichte Vorteile aufwies, konnte er im Leichtfigurenendspiel seine zentralen Freibauern wirkungsvoll zur Geltung bringen und einen verdienten Sieg einfahren. Savchenko war damit der erste der Normaspiranten, der auf die 50 %-Marke zurückfiel und nun einen starken Endspurt von 3/4 benötigt.

Das gleiche Schicksal ereilte Markus Balduan, der aus einer bekannten Caro-Kann-Variante mit 2.c4 einen Mehrbauern ins Mittelspiel gerettet hatte, für den Heikki Westerinen ein wenig Kompensation besaß. Der Finne lehnte das darauf folgende Remisangebot Balduans ab und wurde belohnt, da der zukünftige Solinger Zweitligaspieler einen für ihn äußerst untypischen groben Schnitzer beging und eine Qualität einstellte, wonach seine Stellung trotz nur noch an einem Flügel befindlicher Bauern nicht zu halten war. Damit erzielte Westerinen bereits seinen zweiten Schwarz-Sieg in diesem Turnier und setzte sich unangefochten auf den zweiten Tabellenplatz.

Sein Großmeister-Kollege Hans-Joachim Hecht musste dagegen seine erste Niederlage im Turnier hinnehmen. Mit Schwarz musste er in einem Katalanen gegen eine Lieblingsvariante Reiner Odendahl, in der Elberfelder bereits vor einigen Jahren Hollands Spitzengroßmeister Sergej Tivjakov bezwingen konnte. Auch diesmal konnte er ein äußerst unangenehmes Druckspiel entfachen, dem der frühere Nationalspieler kurz vor der Zeitkontrolle nicht mehr standhalten konnte. Dies war der erste Sieg für Odendahl, der sich nun zumindest wieder Hoffnungen auf seine letzte Norm machen kann.

Im Duell der bisher sieglosen Wolfgang Pajeken und Martin Auer gab es sehr unternehmungslustiges Schach zu bestaunen. Auer überraschte in der Eröffnung mit dem "Black Tango" (1. d4 Sf6 2. c4 Sc6); Pajeken opferte dann im Mittelspiel eine Qualität, für die er letztlich nur einen Bauern erhielt. Als es Auer schließlich gelang, das gegnerische Läuferpaar zu halbieren, erhielt er realistische Gewinnchancen, die er nach einigen Ungenauigkeiten des Hamburgers in einen vollen Zähler ummünzen konnte.

Antoniewski-Wegerle Somit blieb noch das Duell zwischen Spitzenreiter Rafal Antoniewski und Jörg Wegerle, in dem dieselbe »Fort Knox«-Französisch-Variante zur Debatte stand, die Jörg bereits in der ersten Runde gegen Westerinen, damals allerdings mit Weiß, auf dem Brett gehabt hatte. Es entwickelte sich der übliche Stellungstyp, in dem Weiß auf das Läuferpaar, Schwarz dagegen auf seine sehr solide Stellung bauen konnte. Antoniewski versuchte in seinem gewohnten Stil, die minimalen Vorteile weiter zu verdichten, doch Wegerle verteidigte sich ausgezeichnet und sollte spätestens nach dem hübschen Endspieldurchbruch 49… e4 Ausgleich erreicht haben.

Letztlich spielte wieder einmal die Bedenkzeit eine entscheidende Rolle, denn in der 6. Spielstunde unterliefen Wegerle einige leichte Ungenauigkeiten, welche der Pole in Verbindung mit seinen leichten zeitlichen Vorteilen zu nutzen wusste. Schließlich musste sich der Solinger nach fast sechs Stunden mit einer Sekunde Restbedenkzeit geschlagen geben. Diese zweite unglückliche Niederlage in Folge dürfte für ihn das Ende aller Normambitionen bedeuten.

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Mittwoch, 25.05.2005: Ein tragischer Held aus Österreich

Pilaj-Balduan In der 4. Runde des Jürgen-Dueball-Gedenkturniers gönnten sich viele Akteure in Anbetracht des herrlichen Wetters und den entsprechenden Temperaturen in der Stadtbibliothek eine Verschnaufpause.

Hans-Joachim Hecht offerierte nach seiner gestrigen Marathonpartie diesmal bereits nach 8 Zügen die Punkteteilung, gegen die der souveräne Spitzenreiter Rafal Antoniewski ebenfalls nichts einzuwenden hatte. Auch die Partien zwischen Heikki Westerinen und Wolfgang Pajeken sowie zwischen Martin Auer und Reiner Odendahl wurden kurz nach der Eröffnungsphase Remis gegeben, nachdem die Weißen keine positionellen Vorteile erzielen konnten.

So konzentrierte sich das Zuschauerinteresse schnell auf die Partie zwischen Herwig Pilaj und Markus Balduan. Der an Position 2 gesetzte Österreicher hielt sich nicht an die alte russische Regel, nach drei Niederlagen in Folge immer ein »Bremsremis« einzuschieben, sondern attackierte die Moderne Verteidigung des Solingers mit einem scharfen Königsangriff. Wie bereits in einigen Runden vorher erreichte Pilaj erneut deutliche Vorteile, verbrauchte dabei aber wieder einmal Unmengen an Bedenkzeit. Wie so häufig, wenn sich im Schach ein »Antilauf« einstellt, kam auch diesmal wieder die typische Eigendynamik zum Tragen. Unter Zeitdruck und ohne Selbstbewusstsein verpatzte Pilaj auch diese Partie zum Verlust und konnte danach nur noch Jürgen Wegmann zitieren: »Erst hatte ich kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu«. Es bleibt dem sympathischen Klagenfurter nur zu wünschen, dass sich Caissa in der zweiten Turnierhälfte auch einmal zu seinen Gunsten entscheiden wird. Dagegen hat Balduan mit 2½/4 nun realistische Chancen auf eine IM-Norm.

Wegerle-Savchenko Somit ging diesmal nur die Partie zwischen Jörg Wegerle und Vyacheslav Savchenko über die 1. Zeitkontrolle hinaus. Wegerle hatte Savchenko in dieser NRW-Liga-Saison souverän bezwingen können, so dass der Gerresheimer sich natürlich revanchieren wollte. Wegerle versuchte es gegen die russische Verteidigung seines Kontrahenten mit dem modernen 5. Ld3, konnte aber keinen Vorteil erreichen. Die Initiative ging langsam auf Savchenko über, der schließlich ein Damenendspiel mit Mehrbauern erreichte. Erstmalig wurde der Ukrainer für seinen vorbildlichen Kampfgeist belohnt und konnte diesen Vorteil nach 69 Zügen in seinen ersten vollen Zähler umwandeln, so dass auch er mit 2½ Zählern in Reichweite der IM-Norm gerückt ist, während Wegerle auf die 50 %-Marke zurückgefallen ist.

Die zweite Turnierhälfte findet nun in der Ohligser Festhalle parallel zu den Openturnieren statt. Es bleibt zu hoffen, dass zusammen mit dem gesteigerten Zuschauerinteresse dann auch der Kampfgeist an allen Brettern wieder Einzug halten wird.

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Dienstag, 24.05.2005: Der Tag der „Seeschlangen“

Odendahl-Pajeken Ein Drittel des 1. Jürgen Dueball-Gedenkturniers ist absolviert und die Prognosen über den Turnierausgang scheinen sich zu bestätigen. Hinter dem souveränen Polen Rafal Antoniewski, der bisher in der Klingenstadt einen exzellenten Eindruck hinterließ, ist das Feld von sehr großer Ausgeglichenheit geprägt. In Runde 3 führte dies dazu, dass einige der IM-Norm-Anwärter ihre Stellungen bis zum Äußersten ausreizten, so dass gleich drei der fünf Begegnungen erst in der sechsten Spielstunde endeten.

Die einzige Entscheidung gab es dabei im Duell zwischen Herwig Pilaj und Heikki Westerinen. Nach einer ruhigen slawischen Eröffnung entstand zunächst eine äußerst verschachtelte Stellung, in welcher der Österreicher sein Läuferpaar nur sehr schwer zur Geltung bringen konnte. Als er jedoch kurz vor der Zeitkontrolle endlich seinen Turm und die beiden Läufer aktiv postiert hatte, schien der erste zählbare Erfolg für Pilaj in greifbarer Nähe. Doch im 40. Zug lief er in einen giftigen Konter des Finnen, der mit einer Mattdrohung mitten im Endspiel das Blatt wieder wenden konnte. Der österreichische Nationalspieler konnte die plötzliche Aktivität der schwarzen Figuren verbunden mit seiner schlechten Königsstellung nicht mehr kompensieren und musste erneut eine ganz bittere Niederlage einstecken.

Der Ukrainer Vyacheslav Savchenko versuchte dagegen über 100 Züge lang, die gute Verteidigung von Endspielfuchs Hajo Hecht zu überwinden, um schließlich doch in die Punkteteilung einwilligen zu müssen. Nach einer relativ ambitionslosen Eröffnung war hier eine komplizierte Stellung mit schwarzen hängenden Bauern entstanden, die das zweite Brett der Gerresheimer Schachfreunde exzellent behandelte und schließlich auch einen Bauern gewann, der sich jedoch im Leichtfigurenendspiel nicht verwerten ließ.

Ähnlich war der Spielverlauf im Duell von Reiner Odendahl und Wolfgang Pajeken. Nach einer modernen slawischen Verteidigung mit 4… a6 erreichte das Spitzenbrett der ESG deutliche positionelle Vorteile, die schließlich zum Bauerngewinn führten. Im Gegenzug konnte der Zweitligaspieler des Hamburger SK jedoch seine Figuren aktivieren und erreichte schließlich das in der Turnierpraxis so häufig vorkommende Turmendspiel mit dem a-Mehrbauern und gleichen Bauern am Königsflügel. In dieser Partie hatte Pajeken eine der günstigsten Verteidigungsstellungen und erreichte problemlos die Punkteteilung, auch wenn Odendahl die Turmendspielkenntnisse seines Kontrahenten noch lange testete.

Antoniewski-Auer Als diese drei Partien noch nicht einmal die Zeitkontrolle erreicht hatte, hatte Spitzenreiter Rafal Antoniewski bereits sein Tagewerk vollbracht. Gegen den Solinger Martin Auer gelang ihm eine exzellente Positionspartie. In einem Scheweninger-Sizilianer vergrößerte sich der weiße Vorteil sukzessive, bis er schließlich ein gewonnenes Endspiel erreicht hatte. Weder während der Partie noch in der Analyse konnte ermittelt werden, wo Auer nun wirklich fehl gegriffen hatte, was stets ein besonderes Gütesiegel für eine Partie darstellt. Antoniewski landete damit seinen dritten Sieg in Folge und hat sich bereits einen Zähler vom restlichen Feld abgesetzt.

Die fünfte Partie der beiden Teamkollegen Markus Balduan und Jörg Wegerle produzierte dagegen keine Adrenalinausstöße bei den Zuschauern. In einer langweiligen Partie gab es nur ein kurzzügiges Remis.

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Montag, 23.05.2005: Antoniewski nun alleiniger Tabellenführer

17... La3! In der zweiten Runde des Jürgen Dueball-Gedenkturnier konnte der Pole Rafal Antoniewski seinen zweiten Sieg erringen und hat sich damit an die Tabellenspitze gesetzt. Der Hamburger Wolfgang Pajeken attackierte den topgesetzten Spitzenspieler des SK Werther mit einem am Brett improvisierten Bauernopfer in einer bekannten Hauptvariante des angenommenen Damengambits. Doch Antoniewski konterte mit dem schönen Verteidigungszug 17… La3, neutralisierte so die weiße Initiative und erreichte ein Endspiel mit 4 gegen 3 Bauern am Königsflügel, das sicherlich gute Remischancen für Weiß bot. Allerdings fand Pajeken nicht die genaueste Verteidigung, so dass Antoniewski mit exzellenter Technik einen weiteren Bauern gewinnen und den vollen Zähler einfahren konnte.

Der andere gestrige Sieger Hans-Joachim Hecht gab sich dagegen heute mit einer schnellen Punkteteilung zufrieden. Markus Balduan überraschte ihn mit dem seltenen Königsinder mit 4… 0-0 und 5… c6, worauf der langjährige deutsche Nationalspieler zwar etwas Druck entfalten konnte, aber letztlich nichts Substantielles erreichte und deshalb den Remisschluss offerierte.

Wegerle-Pilaj Auf den geteilten zweiten Platz hat nun Jörg Wegerle zu Hecht aufgeschlossen. Das unter anderem durch seine exzellenten Leistungen auf dem Fritz-Server bekannte Solinger Talent profitierte von einem Eröffnungspatzer seines Kontrahenten Herwig Pilaj, der bei 7… Lg4 in einer slawischen Abtauschvariante offenbar zwei Varianten verwechselt hatte. Wegerle gewann einen Bauern und konnte nach 5 Stunden den vollen Zähler einfahren, so dass der Fehlstart des Österreichers perfekt war.

Im Duell zweier Spieler, die in diesem Jahr den Aufstieg in die 2. Bundesliga feiern konnten, kam es zwischen Martin Auer und Vyacheslav Savchenko zu einer korrekten Punkteteilung. In einem Paulsen-Sizilianer mit g6 entfaltete der Sportredakteur des Solinger Tageblatts ein wenig positionelles Druckspiel, doch der Ukrainer aus Gerresheim reagierte umsichtig, so dass das Gleichgewicht nicht wirklich gestört wurde.

Ebenfalls Remis trennten sich Heikki Westerinen und Reiner Odendahl. In einem Sizilianer mit 2… g6 tauschte der Finne schnell die Damen und versuchte, seinen leichten Entwicklungsvorsprung technisch umzusetzen. Doch es gelang Odendahl, durch den strategisch wichtigen Abtausch seines Fianchetto-Läufers gegen den Springer c3, die weiße Bauernstruktur zu schwächen und auch den Druck in der d-Linie zu neutralisieren, so dass er in der Schlussstellung schon minimal besser stand, ohne jedoch ernsthafte Gewinnaussichten zu haben.

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Sonntag, 22.05.2005: Jürgen Dueball-Gedenkturnier gestartet

Pilaj-Hecht Um 14.00 Uhr wurde heute das erste Rundenturnier in Solingen seit 1986 durch unseren 2. Vorsitzenden Dr. Marius Fränzel eröffnet. Das Turnier weist die Kategorie 6 auf, so dass 5,5 Punkte für eine IM-Norm notwendig sind.

Bereits in der ersten Runde boten zahlreiche Partien interessantes Kampfschach, an dem sicherlich auch Jürgen Dueball seine Freude gehabt hätte. So wählte der Österreicher Herwig Pilaj gegen den Bogo-Inder von Hajo Hecht ein interessantes und sehr aggresives Konzept, in dem er zwischenzeitlich 3 Bauern opferte, um die Königsstellung des ehemaligen Solingers zu lockern. Doch Hecht verteidigte sich erfindungsreich und erreichte schließlich ein Endspiel mit Mehrbauern. Nach einem weiteren Fehler von Pilaj in der Zeitnotphase gewann er weiteres Material und die erste Partie des Tages.

Der zweite Sieg ging auf das Konto von Turnierfavorit Rafal Antoniewski, der gegen den Elberfelder Spitzenspieler Reiner Odendahl im beschleunigten Drachen immer leichten Vorteil aufwies. Nach einem strategisch interessanten Abtausch, bei dem der Pole seine Türme gegen Dame und Bauer abtauschte gewann er schließlich noch einen zweiten Bauern. Odendahl verteidigte sich sehr zäh, doch musste nach fast 6 Stunden Spielzeit die gute Technik von Antoniewski anerkennen und aufgeben.

Antoniewski-Odendahl Sehr spannend verlief auch das Duell zwischen Vyacheslav Savchenko und Wolfgang Pajeken. Der Ukrainer wählte das seltene Veresow-System und kam mit Vorteil aus der Eröffnung. Als er ein wenig unpräzise fortsetzte, konnte sich der Zweitligaspieler vom HSK befreien und ein leicht vorteilhaftes Endspiel mit Turm+Läufer gegen Turm+Springer erreichen. Schließlich entstand ein kompliziertes Turmendspiel, in dem nach beiderseitigen Fehlgriffen durch Zugwiederholung das insgesamt verdiente Remis herbeigeführt wurde.

Ebenfalls unentschieden endete die Begegnung zwischen Jörg Wegerle und Heikki Westerinen. Der in Solingen bestens bekannte Finne, der am Vortag noch bei einem Länderkampf in Helsinki gegen Estland im Einsatz gewesen war, wählte eine passive Variante in der französischen Verteidigung, worauf Wegerle aus dem daraus resultieren Raumvorteil einigen positionellen Druck erzeugt. Doch der langjährige Weggefährte von Jürgen Dueball verteidigte sich umsichtig, so dass die Partie in einem remisen Läuferendspiel mündete.

Savchenko-Pajeken Keine großen Wellen schlug das Solinger Duell zwischen Markus Balduan und Martin Auer. Balduan behandelte die Eröffnung sehr anspruchslos und musste als Weißer bereits nach 16 Zügen mit der Punkteteilung in der völlig ausgeglichenen Position zufrieden sein.

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