Die Abschlusstabelle des Jürgen-Dueball-Gedenkturniers legte ein beredtes
Zeugnis über die Kräfteverhältnisse des Turniers ab: Dem das ganze Turnier
über dominierenden Rafal Antoniewski gelang das Kunststück,
über die kurze Distanz von 9 Runden einen Vorsprung von 2½ Zählern auf
das restliche Teilnehmerfeld herauszuarbeiten. Im Vergleich dazu betrug der Abstand
zwischen dem Zweiten und dem Zehntplazierten gerade einmal 2 Zähler.
In der letzten Runde baute der stets bescheiden auftretende Pole vom SK Werther seine
Führung durch einen abschließenden Sieg über den Tabellenzweiten
Heikki Westerinen aus. In gewohnter spielerischer Leichtigkeit erreichte
er in einer seltenen Französisch-Variante mit 2.De2 positionelle Vorteile und
wandelte diese in ein gewonnenes Turmendspiel um.
Der Finne kassierte somit nach einem exzellenten Turnier doch noch seine erste
Niederlage, konnte aber dafür einen Erfolg ganz anderer Natur landen. Für eine
Busfahrt durch Solingen nutzte er ein „Vier-Fahrten-Ticket“, auf dem noch eine
Fahrt frei war. Der Busfahrer zeigte sich überrascht, die anderen drei Entwertungen
stammten aus dem Jahre 1984 und das Ticket kostete damals einen
Gesamtpreis von 4,– DM; doch Heikkis Fahrschein wurde problemlos akzeptiert!
Im Turnier musste der Finne
letztlich mit Platz 3 zufrieden sein. Der Spitzenspieler der Elberfelder SG,
Reiner Odendahl, überspielte in einer modernen Verteidigung mit d6
und Lg4 Vyacheslav Savchenko und konnte seinen zweiten Sieg im Turnier
landen. Dieser katapultierte ihn dank der besseren Wertung mit 5 Zählern noch auf den
2. Platz, so dass Odendahl trotz der knapp verpassten Norm bester Laune
war. Savchenko fiel dagegen noch knapp unter die 50 %-Marke, drückte
dem Turnier aber mit seinem kämpferischen Schach einen Stempel auf.
Hajo
Hecht und Jörg Wegerle trennten sich nach einer slawischen
Eröffnung schließlich leistungsgerecht unentschieden, nachdem sie zuvor
wechselseitig jeweils ein Remisangebot des Gegners abgelehnt hatten. Beide beendeten das
Turnier mit 4½/9, wobei Hecht sich darüber freute, in der
alten Heimat zahlreiche alte Bekannte wiedergetroffen zu haben. Wegerle
wurde mit diesem Ergebnis bester Solinger und nutzte die Pausen beim IM-Turnier, um die
Turnierleitung des Open maßgeblich zu unterstützen, wofür ihm nochmals ein
Sonderlob gebührt.
Ebenfalls Remis endete die Partie zwischen Wolfgang Pajeken und
Markus Balduan in einer Damengambit-Abtauschvariante. Während
Balduan mit 4/9 im Rahmen seiner Elo-Erwartung blieb und noch nach dem
Turnierende mit seiner verpassten Chance
gegen Westerinen haderte, musste Pajeken ohne Sieg mit
dem letzten Platz vorlieb nehmen. Dennoch ließ sich der Zweitligaspieler des HSK
niemals seine gute Laune nehmen und war mit seinem unternehmungslustigen Spielstil eine
Bereicherung des Turniers.
Sportlich unzufrieden war natürlich auch der an Position 2 gesetzte Herwig
Pilaj, der nach seinem Kurzremis mit Martin Auer bei 3½/9
landete. Ausschlaggebend waren hierfür aber die vier Auftaktniederlagen in der
Stadtbibliothek; in der zweiten Turnierhälfte holte er das zweitbeste Ergebnis und
konnte so den Schaden in Grenzen halten. Außerdem bildete sich während des
Turniers der erste „Pilaj-Fanclub“ einiger inzwischen in Solingen lebenden
Österreicher.
Martin Auer konnte als Spieler mit der niedrigsten Elo-Zahl mit seinem
Ergebnis von 4 Punkten sehr zufrieden sein. Darüber hinaus versorgte er als
Sportredakteur des Solinger Tageblatts die lokale Presse mit zahlreichen Berichten
über das Turnier und trug auch auf diese Weise zu einer größeren
Öffentlichkeitswirkung bei.
Insgesamt lief das Turnier in sehr angenehmer Atmosphäre ab und soll entweder im
nächsten oder übernächsten Jahr eine Neuauflage erfahren.
Der dominierende Pole Rafal
Antoniewski konnte sich heute erwartungsgemäß den vorzeitigen
Turniersieg im 1. Jürgen-Dueball-Gedenkturnier sichern. Er hatte in seiner Partie
gegen Vyacheslav Savchenko keine größeren Probleme, in einer
slawischen Verteidigung trotz der stets vorhandenen leichten Initiative des Ukrainers das
Gleichgewicht zu wahren, so dass die Partie in ein Remis mündete.
Dies reichte Antoniewski, seinen 1½-Punkte-Vorsprung zu
verteidigen, da der zweitplazierte Heikki Westerinen sich mit
Hajo Hecht ebenfalls unentschieden trennte. Im Duell der ehemaligen
Mannschaftskollegen Jürgen Dueballs versuchte der Finne lange, seinen in einem
typischen spanischen Mittelspiel gewonnenen Bauern zu verwerten; doch
Hecht gelang es, in ein ungleichfarbiges Läuferendspiel
überzuleiten, in dem der materielle Mehrbesitz keine Bedeutung besaß.
Die zweite Spanische Partie an diesem Tag führte hingegen eine Entscheidung.
Jörg Wegerle verspürte keine Motivation, gegen die Berliner
Verteidigung seines Mannschaftskameraden Martin Auer anzukämpfen und
leitete mit 4.d3 in einen für den geschlossenen Spanier typischen Stellungstyp
über. Es entwickelte sich der übliche schwerblütige Positionskampf, in dem
Auer schließlich zu schnell die Initiative übernehmen wollte.
Mit 31… g4 überzog er seine Position und wurde von Wegerle in
beiderseitig knapper Zeit souverän ausgekontert. Dieser volle Zähler ließ
Jörg auch in der Tabelle wieder an Martin
vorbeiziehen.
Einen weiteren Positionswechsel gab es am
Tabellenende, wo Herwig Pilaj die rote Laterne an Wolfgang
Pajeken weiterreichen konnte. Es gelang dem Österreicher, die slawische
„Gummiwand“ im modernen 4… a6-System zu durchbrechen und sich deutliche
positionelle Vorteile zu erarbeiten, die er diesmal auch trotz der gewohnten Zeitprobleme
in einen Sieg umwandeln konnte. Damit hat Pilaj nach dem Wechsel des
Spielortes in die Ohligser Festhalle keine Partie mehr verloren und sich nach dem
Horror-Start hinreichend rehabilitiert.
In der fünften Partie des Tages waren die meisten Überraschungsmomente bereits
in der Eröffnung zu beobachten. Markus Balduan wählte 1.e4,
vermutlich in der Hoffnung auf ein Theorieduell im beschleunigten Drachen, den
Balduan selbst seit Jahren mit Schwarz im Repertoire hat. Doch
Reiner Odendahl erwiderte genauso unerwartet 1… e6, um nach 2.d4
c5 folgen zu lassen, so dass beide schließlich nach 3.c3 in einem Sizilianer
landeten, den sie in dieser Form nicht in ihrem Repertoire haben. Die Partie selbst
verlief dann ohne größere Höhepunkte und endete mit einem gerechten Remis,
mit dem auch Odendahl ebenso wie Savchenko und
Auer seine letzten Chancen auf eine Norm einbüsste.
Alle Partien der 8. Runde finden Sie hier zum Nachspielen und als Download.
Sollte es noch letzte Zweifel hinsichtlich der Kräfteverhältnisse des
Teilnehmerfeldes im Jürgen Dueball-Gedenkturnier gegeben haben, so dürften diese
durch den Verlauf der 7.Runde endgültig zerstreut worden sein. Während sich die
übrigen Teilnehmer neutralisierten, unterstrich Spitzenreiter Rafal
Antoniewski erneut mit einem unglaublich leicht erscheinenden Sieg seine
Dominanz.
Gegen die Caro-Kann-Verteidigung von
Markus Balduan wählte der Spitzenspieler des SK Werther eine seltene
Variante des Panov-Angriffs, durch die er einen starken Freibauern auf der d-Linie
erhielt. Balduan hoffte auf hinreichende Kompensation durch sein
Läuferpaar und opferte einen Bauern, doch Antoniewski bewahrte stets
die Kontrolle über die Stellung, so dass der Solinger schließlich einen
unmotivierten Gegenangriff startete, der schließlich zum Material- und Partieverlust
führte.
Damit konnte Antoniewski seinen Vorsprung an der Spitze auf 1½
Zähler ausbauen, da sein einziger Verfolger Heikki Westerinen gegen
Vyacheslav Savchenko remisierte. Der Finne wiederholte dabei mit Schwarz
seine Französisch-Variante aus der Auftaktrunde gegen Wegerle.
Savchenko versuchte gegen das solide System die Spannung aufrechtzuerhalten;
schließlich führte ein hübscher taktischer Schlagabtausch, den
Westerinen mit seinem Springereinschlag auf f2 eingeleitet hatte, zu
einer forcierten Zugwiederholung und dem Remisschluss.
Mit dem gleichen Ergebnis endete auch die Begegnung
zwischen Martin Auer und Hajo Hecht. Der Solinger, der
bisher auf ein exzellentes Turnier zurückblicken kann, versuchte mit dem modernen
4.g4 in der Englischen Eröffnung den Routinier scharf zu attackieren. Dieser
antwortete jedoch besonnen, so dass sich ein für die Variante typisches Mittelspiel
mit minimalem weißen Vorteil aufgrund des Läuferpaares ergab. Es gelang
Auer jedoch nicht, die Stellung weiter zu öffnen, so dass die
Kontrahenten schließlich in einem ausgeglichenen Endspiel landeten.
Sehr ausgeglichen verlief das Duell zwischen Wolfgang Pajeken und
Jörg Wegerle. Beide demonstrierten ein sehr gutes Verständnis
der Karlsbader Bauernstruktur in einer Abtauschvariante des Damengambits und trennten sich
nach korrektem Partieverlauf schließlich unentschieden.
Die Partie zwischen Reiner Odendahl und Herwig Pilaj
schlug dagegen keine hohen Wellen. Nachdem der Österreicher gegen die
Reti-Eröffnung schnell völligen Ausgleich erlangt hatte, stellte der Elberfelder
überraschend frühzeitig alle Gewinnversuche ein und offerierte die
Punkteteilung, die akzeptiert wurde.
Alle Partien der 7. Runde finden Sie hier zum Nachspielen und als Download.
In den letzten Monaten ist viel über die große Friedfertigkeit und die hohe
Zahl an Kurzremisen in den Rundenturnieren der Weltklasse diskutiert worden. Ähnliche
Erwägungen hätte man bei erster Betrachtung der Begegnungen der sechsten Runde
des Dueball-Turniers anstellen können. Tatsächlich waren nach bereits drei
Stunden alle Bretter verwaist und fünf Remisen in die Ergebnisliste eingetragen
worden. Im Gegensatz zu den häufig doch etwas fadenscheinigen Ausflüchten der
Topgroßmeister konnten unsere Spieler deutlich bessere Argumente zur Entschuldigung
vortragen.
Insbesondere dürfte ins Gewicht
gefallen sein, dass alle Akteure am Vormittag dieser Doppelrunde mindestens vier Stunden
am Brett gesessen und auch in den vorherigen Runden schon diverse lange Partien absolviert
hatten. So verspürte Rafal Antoniewski kein besonderes Interesse,
nur fünf Minuten nach der Beendigung seiner Partie gegen Jörg
Wegerle erneut einen schweren Positionskampf aufzunehmen und trennte sich von
Herwig Pilaj mit einem kurzzügigen Remis. Jörg
Wegerle, der nach seinen beiden unglücklichen Niederlagen in den Vorrunden
ziemlich frustriert war, zeigte zunächst bemerkenswerte Moral und lehnte das
Remisangebot von Reiner Odendahl ab, musste dann aber nach 20 Zügen
doch in völlig ausgeglichener und verflachter Stellung in den Friedensschluss
einwilligen. Weitaus mehr Potential bot dagegen die Schlussstellung zwischen Hajo
Hecht und Wolfgang Pajeken, in der eine typisch zweischneidige
Benoni-Position auf dem Brett war. Beide Akteure waren nach ihren Niederlagen am Vormittag
nicht daran interessiert, eine „kurze Rochade“ am Tag der Doppelrunde zu
riskieren und trennten sich ebenfalls unentschieden.
Zwei andere Unterlegene des Vormittags,
Markus Balduan und Vyacheslav Savchenko, schienen
dagegen unmittelbar den erlittenen Rückschlag kompensieren zu wollen. In einer
Tarrasch-Verteidigung mit frühem schwarzen c4 entwickelte sich eine verwickelte
Position, in welcher der Ukrainer mit Schwarz eine Figur opferte, für die er als
Gegenwert zwei verbundene Freibauern auf der c- und d-Linie erhielt.
Balduan ging kein Risiko ein und gab die Mehrfigur bald zurück, so
dass die Partie schnell in ein ausgeglichenes Schwerfigurenendspiel mündete und dann
Remis gegeben wurde.
Die längste Partie dieser Runde spielten Heikki Westerinen und
Martin Auer. Aus einer ruhigen sizilianischen Variante entwickelte der
Finne unangenehmen Druck, der ihm klaren Vorteil einzubringen schien. Doch
Auer fand eine sehr schöne kleine Kombination, durch die er den
Verlust seines d6-Bauern mit dem schönen Zug 23
Db4 kontern konnte, was ihm
zudem exzellentes Figurenspiel verschaffte. Nun musste Westerinen bereits
Vorsicht walten lassen, fand aber noch eine Zugwiederholung, mit der das Gleichgewicht
gewahrt werden konnte, womit auch das letzte Unentschieden des Tages perfekt war.
Alle Partien der 6. Runde finden Sie hier zum Nachspielen und als Download.
Nach der eher friedfertigen 4. Runde im Jürgen Dueball-Gedenkturnier bekamen die
zahlreichen aus dem parallel stattfindende Open stammenden Zuschauer von den Akteuren
absolut sehenswertes Kampfschach in fünf entschiedenen Partien zu sehen.
Zunächst einmal gelang es
Herwig Pilaj als Schwarzer in einem Tarrasch-Franzosen gegen
Vyacheslav Savchenko endlich seine schwarze Serie zu beenden. Nachdem er
bereits im Mittelspiel leichte Vorteile aufwies, konnte er im Leichtfigurenendspiel seine
zentralen Freibauern wirkungsvoll zur Geltung bringen und einen verdienten Sieg einfahren.
Savchenko war damit der erste der Normaspiranten, der auf die 50 %-Marke
zurückfiel und nun einen starken Endspurt von 3/4 benötigt.
Das gleiche Schicksal ereilte Markus Balduan, der aus einer bekannten
Caro-Kann-Variante mit 2.c4 einen Mehrbauern ins Mittelspiel gerettet hatte, für den
Heikki Westerinen ein wenig Kompensation besaß. Der Finne lehnte
das darauf folgende Remisangebot Balduans ab und wurde belohnt, da der zukünftige
Solinger Zweitligaspieler einen für ihn äußerst untypischen groben
Schnitzer beging und eine Qualität einstellte, wonach seine Stellung trotz nur noch
an einem Flügel befindlicher Bauern nicht zu halten war. Damit erzielte
Westerinen bereits seinen zweiten Schwarz-Sieg in diesem Turnier und
setzte sich unangefochten auf den zweiten Tabellenplatz.
Sein Großmeister-Kollege Hans-Joachim Hecht musste dagegen seine
erste Niederlage im Turnier hinnehmen. Mit Schwarz musste er in einem Katalanen gegen eine
Lieblingsvariante Reiner Odendahl, in der Elberfelder bereits vor einigen
Jahren Hollands Spitzengroßmeister Sergej Tivjakov bezwingen
konnte. Auch diesmal konnte er ein äußerst unangenehmes Druckspiel entfachen,
dem der frühere Nationalspieler kurz vor der Zeitkontrolle nicht mehr standhalten
konnte. Dies war der erste Sieg für Odendahl, der sich nun zumindest wieder
Hoffnungen auf seine letzte Norm machen kann.
Im Duell der bisher sieglosen Wolfgang Pajeken und Martin
Auer gab es sehr unternehmungslustiges Schach zu bestaunen. Auer
überraschte in der Eröffnung mit dem "Black Tango" (1. d4 Sf6 2. c4
Sc6); Pajeken opferte dann im Mittelspiel eine Qualität, für
die er letztlich nur einen Bauern erhielt. Als es Auer schließlich
gelang, das gegnerische Läuferpaar zu halbieren, erhielt er realistische
Gewinnchancen, die er nach einigen Ungenauigkeiten des Hamburgers in einen vollen
Zähler ummünzen konnte.
Somit blieb noch das Duell zwischen
Spitzenreiter Rafal Antoniewski und Jörg Wegerle,
in dem dieselbe »Fort Knox«-Französisch-Variante zur Debatte stand, die
Jörg bereits in der ersten Runde gegen Westerinen,
damals allerdings mit Weiß, auf dem Brett gehabt hatte. Es entwickelte sich der
übliche Stellungstyp, in dem Weiß auf das Läuferpaar, Schwarz dagegen auf
seine sehr solide Stellung bauen konnte. Antoniewski versuchte in seinem
gewohnten Stil, die minimalen Vorteile weiter zu verdichten, doch Wegerle
verteidigte sich ausgezeichnet und sollte spätestens nach dem hübschen
Endspieldurchbruch 49… e4 Ausgleich erreicht haben.
Letztlich spielte wieder einmal die Bedenkzeit eine entscheidende Rolle, denn in der 6.
Spielstunde unterliefen Wegerle einige leichte Ungenauigkeiten, welche
der Pole in Verbindung mit seinen leichten zeitlichen Vorteilen zu nutzen wusste.
Schließlich musste sich der Solinger nach fast sechs Stunden mit einer Sekunde
Restbedenkzeit geschlagen geben. Diese zweite unglückliche Niederlage in Folge
dürfte für ihn das Ende aller Normambitionen bedeuten.
Alle Partien der 5. Runde finden Sie hier zum Nachspielen und als Download.
In der 4. Runde des
Jürgen-Dueball-Gedenkturniers gönnten sich viele Akteure in Anbetracht des
herrlichen Wetters und den entsprechenden Temperaturen in der Stadtbibliothek eine
Verschnaufpause.
Hans-Joachim Hecht offerierte nach seiner gestrigen Marathonpartie
diesmal bereits nach 8 Zügen die Punkteteilung, gegen die der souveräne
Spitzenreiter Rafal Antoniewski ebenfalls nichts einzuwenden hatte. Auch
die Partien zwischen Heikki Westerinen und Wolfgang
Pajeken sowie zwischen Martin Auer und Reiner
Odendahl wurden kurz nach der Eröffnungsphase Remis gegeben, nachdem die
Weißen keine positionellen Vorteile erzielen konnten.
So konzentrierte sich das Zuschauerinteresse schnell auf die Partie zwischen
Herwig Pilaj und Markus Balduan. Der an Position 2
gesetzte Österreicher hielt sich nicht an die alte russische Regel, nach drei
Niederlagen in Folge immer ein »Bremsremis« einzuschieben, sondern attackierte
die Moderne Verteidigung des Solingers mit einem scharfen Königsangriff. Wie bereits
in einigen Runden vorher erreichte Pilaj erneut deutliche Vorteile,
verbrauchte dabei aber wieder einmal Unmengen an Bedenkzeit. Wie so häufig, wenn sich
im Schach ein »Antilauf« einstellt, kam auch diesmal wieder die typische
Eigendynamik zum Tragen. Unter Zeitdruck und ohne Selbstbewusstsein verpatzte
Pilaj auch diese Partie zum Verlust und konnte danach nur noch
Jürgen Wegmann zitieren: »Erst hatte ich kein Glück, und dann kam auch
noch Pech dazu«. Es bleibt dem sympathischen Klagenfurter nur zu wünschen, dass
sich Caissa in der zweiten Turnierhälfte auch einmal zu seinen Gunsten entscheiden
wird. Dagegen hat Balduan mit 2½/4 nun realistische Chancen auf eine IM-Norm.
Somit ging diesmal nur die Partie
zwischen Jörg Wegerle und Vyacheslav Savchenko
über die 1. Zeitkontrolle hinaus. Wegerle hatte
Savchenko in dieser NRW-Liga-Saison souverän bezwingen können,
so dass der Gerresheimer sich natürlich revanchieren wollte. Wegerle
versuchte es gegen die russische Verteidigung seines Kontrahenten mit dem modernen 5. Ld3,
konnte aber keinen Vorteil erreichen. Die Initiative ging langsam auf
Savchenko über, der schließlich ein Damenendspiel mit
Mehrbauern erreichte. Erstmalig wurde der Ukrainer für seinen vorbildlichen
Kampfgeist belohnt und konnte diesen Vorteil nach 69 Zügen in seinen ersten vollen
Zähler umwandeln, so dass auch er mit 2½ Zählern in Reichweite der
IM-Norm gerückt ist, während Wegerle auf die 50 %-Marke
zurückgefallen ist.
Die zweite Turnierhälfte findet nun in der Ohligser Festhalle parallel zu den
Openturnieren statt. Es bleibt zu hoffen, dass zusammen mit dem gesteigerten
Zuschauerinteresse dann auch der Kampfgeist an allen Brettern wieder Einzug halten wird.
Alle Partien der 4. Runde finden Sie hier zum Nachspielen und als Download.
Ein Drittel des 1. Jürgen
Dueball-Gedenkturniers ist absolviert und die Prognosen über den Turnierausgang
scheinen sich zu bestätigen. Hinter dem souveränen Polen Rafal
Antoniewski, der bisher in der Klingenstadt einen exzellenten Eindruck
hinterließ, ist das Feld von sehr großer Ausgeglichenheit geprägt. In
Runde 3 führte dies dazu, dass einige der IM-Norm-Anwärter ihre Stellungen bis
zum Äußersten ausreizten, so dass gleich drei der fünf Begegnungen erst in
der sechsten Spielstunde endeten.
Die einzige Entscheidung gab es dabei im Duell zwischen Herwig Pilaj und
Heikki Westerinen. Nach einer ruhigen slawischen Eröffnung entstand
zunächst eine äußerst verschachtelte Stellung, in welcher der
Österreicher sein Läuferpaar nur sehr schwer zur Geltung bringen konnte. Als er
jedoch kurz vor der Zeitkontrolle endlich seinen Turm und die beiden Läufer aktiv
postiert hatte, schien der erste zählbare Erfolg für Pilaj in
greifbarer Nähe. Doch im 40. Zug lief er in einen giftigen Konter des Finnen, der mit
einer Mattdrohung mitten im Endspiel das Blatt wieder wenden konnte. Der
österreichische Nationalspieler konnte die plötzliche Aktivität der
schwarzen Figuren verbunden mit seiner schlechten Königsstellung nicht mehr
kompensieren und musste erneut eine ganz bittere Niederlage einstecken.
Der Ukrainer Vyacheslav Savchenko versuchte dagegen über 100
Züge lang, die gute Verteidigung von Endspielfuchs Hajo Hecht zu
überwinden, um schließlich doch in die Punkteteilung einwilligen zu
müssen. Nach einer relativ ambitionslosen Eröffnung war hier eine komplizierte
Stellung mit schwarzen hängenden Bauern entstanden, die das zweite Brett der
Gerresheimer Schachfreunde exzellent behandelte und schließlich auch einen Bauern
gewann, der sich jedoch im Leichtfigurenendspiel nicht verwerten ließ.
Ähnlich war der Spielverlauf im Duell von Reiner Odendahl und
Wolfgang Pajeken. Nach einer modernen slawischen Verteidigung mit
4… a6 erreichte das Spitzenbrett der ESG deutliche positionelle Vorteile, die
schließlich zum Bauerngewinn führten. Im Gegenzug konnte der Zweitligaspieler
des Hamburger SK jedoch seine Figuren aktivieren und erreichte schließlich das in
der Turnierpraxis so häufig vorkommende Turmendspiel mit dem a-Mehrbauern und
gleichen Bauern am Königsflügel. In dieser Partie hatte Pajeken
eine der günstigsten Verteidigungsstellungen und erreichte problemlos die
Punkteteilung, auch wenn Odendahl die Turmendspielkenntnisse seines
Kontrahenten noch lange testete.
Als diese drei Partien noch nicht einmal
die Zeitkontrolle erreicht hatte, hatte Spitzenreiter Rafal Antoniewski
bereits sein Tagewerk vollbracht. Gegen den Solinger Martin Auer gelang
ihm eine exzellente Positionspartie. In einem Scheweninger-Sizilianer
vergrößerte sich der weiße Vorteil sukzessive, bis er schließlich
ein gewonnenes Endspiel erreicht hatte. Weder während der Partie noch in der Analyse
konnte ermittelt werden, wo Auer nun wirklich fehl gegriffen hatte, was
stets ein besonderes Gütesiegel für eine Partie darstellt.
Antoniewski landete damit seinen dritten Sieg in Folge und hat sich
bereits einen Zähler vom restlichen Feld abgesetzt.
Die fünfte Partie der beiden Teamkollegen Markus Balduan und
Jörg Wegerle produzierte dagegen keine Adrenalinausstöße
bei den Zuschauern. In einer langweiligen Partie gab es nur ein kurzzügiges Remis.
Alle Partien der 3. Runde finden Sie hier zum Nachspielen und als Download.
In der zweiten Runde des Jürgen
Dueball-Gedenkturnier konnte der Pole Rafal Antoniewski seinen zweiten
Sieg erringen und hat sich damit an die Tabellenspitze gesetzt. Der Hamburger
Wolfgang Pajeken attackierte den topgesetzten Spitzenspieler des SK
Werther mit einem am Brett improvisierten Bauernopfer in einer bekannten Hauptvariante des
angenommenen Damengambits. Doch Antoniewski konterte mit dem schönen
Verteidigungszug 17… La3, neutralisierte so die weiße Initiative und
erreichte ein Endspiel mit 4 gegen 3 Bauern am Königsflügel, das sicherlich gute
Remischancen für Weiß bot. Allerdings fand Pajeken nicht die
genaueste Verteidigung, so dass Antoniewski mit exzellenter Technik einen
weiteren Bauern gewinnen und den vollen Zähler einfahren konnte.
Der andere gestrige Sieger Hans-Joachim Hecht gab sich dagegen heute mit
einer schnellen Punkteteilung zufrieden. Markus Balduan überraschte
ihn mit dem seltenen Königsinder mit 4… 0-0 und 5… c6, worauf der
langjährige deutsche Nationalspieler zwar etwas Druck entfalten konnte, aber
letztlich nichts Substantielles erreichte und deshalb den Remisschluss offerierte.
Auf den geteilten zweiten Platz hat nun
Jörg Wegerle zu Hecht aufgeschlossen. Das unter
anderem durch seine exzellenten Leistungen auf dem Fritz-Server bekannte Solinger Talent
profitierte von einem Eröffnungspatzer seines Kontrahenten Herwig
Pilaj, der bei 7… Lg4 in einer slawischen Abtauschvariante offenbar zwei
Varianten verwechselt hatte. Wegerle gewann einen Bauern und konnte nach
5 Stunden den vollen Zähler einfahren, so dass der Fehlstart des Österreichers
perfekt war.
Im Duell zweier Spieler, die in diesem Jahr den Aufstieg in die 2. Bundesliga feiern
konnten, kam es zwischen Martin Auer und Vyacheslav
Savchenko zu einer korrekten Punkteteilung. In einem Paulsen-Sizilianer mit g6
entfaltete der Sportredakteur des Solinger Tageblatts ein wenig positionelles Druckspiel,
doch der Ukrainer aus Gerresheim reagierte umsichtig, so dass das Gleichgewicht nicht
wirklich gestört wurde.
Ebenfalls Remis trennten sich Heikki Westerinen und Reiner
Odendahl. In einem Sizilianer mit 2… g6 tauschte der Finne schnell die
Damen und versuchte, seinen leichten Entwicklungsvorsprung technisch umzusetzen. Doch es
gelang Odendahl, durch den strategisch wichtigen Abtausch seines
Fianchetto-Läufers gegen den Springer c3, die weiße Bauernstruktur zu
schwächen und auch den Druck in der d-Linie zu neutralisieren, so dass er in der
Schlussstellung schon minimal besser stand, ohne jedoch ernsthafte Gewinnaussichten zu
haben.
Alle Partien der 2. Runde finden Sie hier zum Nachspielen und als Download.
Um 14.00 Uhr wurde heute das erste
Rundenturnier in Solingen seit 1986 durch unseren 2. Vorsitzenden Dr. Marius Fränzel
eröffnet. Das Turnier weist die Kategorie 6 auf, so dass 5,5 Punkte für eine
IM-Norm notwendig sind.
Bereits in der ersten Runde boten zahlreiche Partien interessantes Kampfschach, an dem
sicherlich auch Jürgen Dueball seine Freude gehabt hätte. So wählte der
Österreicher Herwig Pilaj gegen den Bogo-Inder von Hajo
Hecht ein interessantes und sehr aggresives Konzept, in dem er zwischenzeitlich 3
Bauern opferte, um die Königsstellung des ehemaligen Solingers zu lockern. Doch
Hecht verteidigte sich erfindungsreich und erreichte schließlich
ein Endspiel mit Mehrbauern. Nach einem weiteren Fehler von Pilaj in der
Zeitnotphase gewann er weiteres Material und die erste Partie des Tages.
Der zweite Sieg ging auf das Konto von Turnierfavorit Rafal Antoniewski,
der gegen den Elberfelder Spitzenspieler Reiner Odendahl im
beschleunigten Drachen immer leichten Vorteil aufwies. Nach einem strategisch
interessanten Abtausch, bei dem der Pole seine Türme gegen Dame und Bauer abtauschte
gewann er schließlich noch einen zweiten Bauern. Odendahl
verteidigte sich sehr zäh, doch musste nach fast 6 Stunden Spielzeit die gute Technik
von Antoniewski anerkennen und aufgeben.
Sehr spannend verlief auch
das Duell zwischen Vyacheslav Savchenko und Wolfgang
Pajeken. Der Ukrainer wählte das seltene Veresow-System und kam mit Vorteil
aus der Eröffnung. Als er ein wenig unpräzise fortsetzte, konnte sich der
Zweitligaspieler vom HSK befreien und ein leicht vorteilhaftes Endspiel mit
Turm+Läufer gegen Turm+Springer erreichen. Schließlich entstand ein
kompliziertes Turmendspiel, in dem nach beiderseitigen Fehlgriffen durch Zugwiederholung
das insgesamt verdiente Remis herbeigeführt wurde.
Ebenfalls unentschieden endete die Begegnung zwischen Jörg Wegerle
und Heikki Westerinen. Der in Solingen bestens bekannte Finne, der am
Vortag noch bei einem Länderkampf in Helsinki gegen Estland im Einsatz gewesen war,
wählte eine passive Variante in der französischen Verteidigung, worauf
Wegerle aus dem daraus resultieren Raumvorteil einigen positionellen
Druck erzeugt. Doch der langjährige Weggefährte von Jürgen Dueball
verteidigte sich umsichtig, so dass die Partie in einem remisen Läuferendspiel
mündete.
Keine großen Wellen schlug
das Solinger Duell zwischen Markus Balduan und Martin
Auer. Balduan behandelte die Eröffnung sehr anspruchslos
und musste als Weißer bereits nach 16 Zügen mit der Punkteteilung in der
völlig ausgeglichenen Position zufrieden sein.
Alle Partien der 1. Runde finden Sie hier zum Nachspielen und als Download.