SG-Jugend zittert sich zum Bundesliga-Klassenerhalt

Amina Sherif hat mit ihrem abschließenden Sieg zum insgesamt glücklichen 12:12-(3:3)-Unentschieden bei den Sportfreunden Katernberg der U20-Jugend auf den letzten Drücker den Klassenerhalt in der Jugendbundesliga West gesichert. Vorausgegangen war nicht nur ein wechselhafter Kampf, in dem die frühe Führung durch Kevin Zolfagharian sich in der Zeitnotphase in einen Rückstand verwandelt hatte, sondern auch ein Nervenspiel neben dem Brett. Als wir nach ca. 4½ Stunden vom 16:8-(5:1)-Sieg des Tabellenletzten SG Bochum 31 gegen NRW-Meister Dortmund Brackel erfuhren, befanden wir uns nämlich plötzlich auf dem letzten Tabellenplatz in der »Blitz-Tabelle«, den wir nur noch durch einen Sieg von Amina an Katernberg weiterreichen konnten. Die bedauernswerten Essener Gastgeber müssen aufgrund eines halben Brettpunktes, den sie weniger als die Bochumer erzielt haben, nun wieder den Weg zurück in die NRW-Liga antreten.

Letzte Spieltage sorgen in vielen Sportarten und Ligen häufig für besondere Dramatik. Im Abstiegskampf der Jugend-Bundesliga war es diesmal nicht anders. Vor dem letzten Spieltag lagen wir (nach traditioneller Zählweise) mit 3 Mannschaftspunkten einen Zähler vor unserem Schlussrunden-Gegner Katernberg (2), während dahinter die SG Bochum 31 mit einem Punkt auf dem Abstiegsrang lag. Somit waren wir im Falle von Sieg oder Unentschieden in jedem Fall gerettet, während im Falle einer Niederlage Bochum noch an uns vorbeiziehen konnte, wenn sie den bis dato verlustpunktfreien Meister Dortmund-Brackel bezwingen und dabei noch 2 Brettpunkte mehr als wir in Katernberg holen würden. Auch wenn dieses Szenario  nach dem bisherigen Saisonverlauf relativ unwahrscheinlich erschien, wollten wir natürlich den Klassenerhalt mit einer guten Leistung aus eigener Kraft sicherstellen.

Dabei musste kurzfristig am Samstag Nachmittag noch einmal die vorgesehene Aufstellung geändert werden.  Daniel Reksten musste aus familiären Gründen seine Teilnahme kurzfristig absagen, für den aber glücklicherweise Malik Sherif  einspringen konnte. Insgesamt war damit ein sehr ausgeglichenes Duell zweier nominell praktisch gleich starker Mannschaften zu erwarten, was auch dem Geschehen an den Brettern in den ersten 2½ Stunden entsprach.

Dann sorgte Kevin Zolfagharian für die psychologisch wichtige Führung. Er hatte gegen einen c3-Sizilianer völligen Ausgleich erlangt und nutzte dann einige Ungenauigkeiten seines Gegners zu einem Bauerngewinn, bevor er im darauf folgenden taktischen Scharmützel sogar entscheidendes Material erobern konnte. Wenig später erfolgte eine korrekte Punkteteilung von Philipp Nguyen, der in einem sizilianischen Vierspringerspiel zwar lange den symbolischen Vorteil des Läuferpaares besaß, der allerdings durch die schwarze Aktivität vollständig kompensiert wurde, bis schließlich im Leichtfigurenendspiel keine Seite entscheidende Fortschritte erzielen konnte.

Damit ging Mannschaftsführer Oliver Kniest von einem ausgeglichenen Stand aus, denn Malik Sherif hatte als Schwarzer in einem schottischen Gambit seinem Gegner zu starke Figurenaktivität ermöglicht, die dieser zu einem Angriff auf der halboffenen c-Linie gegen Maliks lang rochierten König ausnutzen und schließlich eine Figur für einen Bauern gewinnen konnte. Doch Malik verteidigte seine Verluststellung zäh und erfindungsreich und erreichte schließlich ein Endspiel, in dem die Umsetzung des Mehrmaterials nun schon einige Technik erforderte. Der Gegner fand keine Gewinnidee mehr und offerierte die Punkteteilung, welche Malik natürlich sehr gerne akzeptierte.

Nun schien der Klassenerhalt bei einer 2:1-Führung ganz nahe, denn Amina Sherif hatte sich deutliche Positionsvorteile herausgearbeitet, während die anderen beiden Stellungen gut spielbar waren. Doch es sollte anders kommen:  Jan Porstmann verabschiedete sich in seinem letzten Jugendkampf mit dem Markenzeichen, das seinen Jugendwart schon einige Nerven gekostet hat. Er manövrierte sich in einer gut spielbaren Stellung wieder einmal in große Zeitnot, verlor einen Bauern, besaß aber immer noch gute Gegenchancen, bevor ein Turmeinsteller den sofortigen Partieverlust bedeutete. Ähnlich verliefen die Ereignisse am Spitzenbrett, wo Jan Hobusch in einer ausgeglichenen Stellung gegen Patrick Imcke strategisch verfehlt abgetauscht hatte und in eine sehr passive Position geraten war. In Zeitnot versuchte er aktiv zu werden, was aber taktisch überhaupt nicht funktionierte, so dass wir nach vier Stunden plötzlich 2:3 zurücklagen.

Wenigstens hatte Amina ein technisch gewonnenes Endspiel mit zwei Mehrbauern erreicht, das aber immer noch einer gewissen Sorgfalt in der Gewinnführung bedurfte. In dieser Phase versuchten wir das Ergebnis des Bochumer Kampfes zu erfahren, die nun mindestens mit 4½ Punkten hätten gewinnen müssen, um uns im Falle unserer Niederlage noch abfangen zu können. Schließlich erreichte uns die Kunde, dass die zuvor sieglosen Bochumer die verlustpunktfreien Dortmunder sogar mit 5:1 bezwungen hatten, womit klar war, dass sie entweder Katernberg oder uns nach Brettpunkten überholen würden.

Nun hieß es kräftig Daumendrücken für Amina (die wir über das Bochumer Ergebnis natürlich nicht informiert hatten …). Glücklicherweise ließ sie nichts mehr anbrennen und verwertete ihren Vorteil nach etwas über 5 Stunden zum umjubelten 12:12 (3:3), das unseren glücklichen Klassenerhalt perfekt machte. Dagegen nehmen die Katernberger nun nach diesem Herzschlag-Finale den unglücklichen 7. Abstiegsrang mit einem halben Brettpunkt weniger als die punktgleichen Bochumern ein, werden im kommenden Jahr aber sicher sehr gute Aussichten auf den sofortigen Wiederaufstieg besitzen.

Unsere Mannschaft wird in der kommenden Bundesliga-Saison weitestgehend zusammen bleiben, möchte sich aber an dieser Stelle von den altersbedingt ausscheidenden Jan Porstmann und Philipp Andrä verabschieden, die über ein Jahrzehnt hinweg in verschiedenen Altersklassen stets sehr zuverlässige und erfolgreiche Mannschaftsspieler waren und ihre Qualitäten zukünftig in den Herren-Mannschaften weiter unter Beweis stellen werden.

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