»Heute war alles ein ziemliches Durcheinander«, fasste Mannschaftsführer Markus Schäfer den Kampfverlauf erschöpft, aber glücklich zusammen, nachdem unsere II. Mannschaft nach einem Wechselbad der Gefühle beim SV Erkenschwick letztlich mit 5:3 siegreich geblieben war. Nach dem kurzfristigen krankheitsbedingten Ausfall von Marcel Kyas konnte die Mannschaft nur zu siebt antreten und lief damit von Beginn an einem Rückstand hinterher. Doch Michael Berg und Markus Schäfer konnten das Blatt wenden, bevor beim Stande von 4:3 eine Komödie der Irrungen in der letzten Partie von Nikolaj Krieg die Nerven aller Beteiligten strapazierte, bevor unser glücklicher Sieg feststand.
Nach der bitteren Pleite gegen Emsdetten II war ein Sieg in Erkenschwick Pflicht, um im Aufstiegsrennen zu bleiben, doch der Tag begann mit einer Hiobsbotschaft. Marcel Kyas musste am Morgen krankheitsbedingt absagen und ein Ersatzspieler war in Anbetracht der Personalnot der gleichzeitig spielenden Dritten kurzfristig nicht zu beschaffen. So entschied sich Teamchef Markus Schäfer zu improvisieren und das vierte Brett freizulassen, da dies für die Farbverteilung der Mannschaft am besten erschien, auch wenn natürlich diverse Vorbereitungen an den hinteren Brettern zerstört waren. Ebenfalls nicht ins Konzept passte das Schwarz-Remis von Dr. Daniel Schlecht gegen den Liga-Staffelleiter Frank Strozewski (2046). Zwar entstand nach dessen Abtausch-Slawen eine überraschend gehaltvolle Partie, doch nach diversen taktischen Scharmützeln blieb letztlich doch ein völlig ausgeglichenes Endspiel übrig.
Es war auch nicht der Tag von Thomas Michalczak. Zunächst wurde er kurz nach dem Abholen von Lorenz und Jörg vom Bahnhof in einer Radarfalle geblitzt und anschließend konnte er am Brett auch nicht an seine gute Leistung vom erst am Freitag beendeten Open in Guben anknüpfen. Gegen die alte Steinitz-Variante im Spanier von Guust Homs (2183) konnte er aus seinem Anzugsvorteil nichts herausholen und musste mit seinem fünften Remis in dieser NRW-Klassen-Saison zufrieden sein. Im Anschluss gelang dann endlich der lang ersehnte Ausgleich durch Michael Berg, der Frank Eggenstein (2085) sukzessive überspielte, bevor dieser in Verluststellung die Zeit überschritt.
Kurz vor der Zeitkontrolle avancierte dann Markus Schäfer endgültig zum Spieler des Wochenendes. Am Vortag war er noch Matchwinner im Pokal gewesen und heute gelang ihm gegen Frank Erwich (2373) die beste Partie des Tages. Aus einer ruhigen Ponziani-Eröffnung wurde das Spiel plötzlich unerwartet scharf und in den taktischen Verwicklungen behielt Markus deutlich besser die Übersicht und unterstrich seine aktuell hervorragende Form mit der 3:2-Führung. Auch Jörg Wegerle konnte diesmal mit seiner Vorstellung absolut zufrieden sein. Gegen Thomas Willemze (2370) griff er diesmal zur sizilianischen Verteidigung und erreichte in einem Scheweninger Stellungstyp gegen den ruhigen weißen Fianchetto-Aufbau eine unproblematisches Remis.
Absolut in unserem Sinne war die nachfolgende Punkteteilung am Spitzenbrett, wo Lorenz Drabke gegen Ali Bitalzadeh (2400) zunächst in einer vereinfachten Stellung nach Damentausch einen gewissen auf seinem Läuferpaar basierenden Vorteil erzielen konnte. Im späteren Mittelspiel fand er jedoch nicht immer die beste Fortsetzung, so dass der Niederländer sogar einen Bauern gewinnen konnte, bevor er etwas überraschend Lorenz’ Remisofferte akzeptierte. Zwar hatte Lorenz mit seinem Läufer- gegen das schwarze Springerpaar hinreichende Kompensation, aber sicherlich nicht mehr, so dass uns der Friedensschluss im Mannschaftssinne sehr entgegen kam.
Denn bei einem Zwischenstand von 4:3 hatte Nikolaj Krieg eine eigentlich völlig unverlierbare Stellung auf dem Brett, in der sein Gegner Christoph Krings (2192) lediglich einen Turm und einen Läufer für Nikos Dame besaß. Vorausgegangen war eine wilde Igel-Partie, in der beide Seiten nicht am Material klebten und ständig wechselnde materielle Konstellationen zu verzeichnen waren. Vielleicht durch diesen aufregenden Partieverlauf ermüdet produzierte Niko jedoch plötzlich zwei schreckliche Züge, durch die sein Kontrahent seine beiden Figuren so optimal plazieren konnte, dass Niko nicht nur die Dame zurückopfern musste, sondern danach auch noch ein verlorenes Bauernendspiel besaß.
Doch unglaublicher Weise wählte Krings sehr schnell eine Zugfolge, die gleich zwei wichtige Tempi in diesem Bauernendspiel verschenkte, wonach die Partie wieder Remis war. Wenig später folgte noch ein weiterer Schnitzer, so dass sich Niko sogar über seinen ersten Saisonsieg freuen konnte und der wichtige 5:3-Erfolg perfekt war.
Damit liegt die Zweite nun mit 8:2 Zählern zumindest geteilt auf dem zweiten Platz, der für den direkten Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga notwendig ist. Am 05.02.2012 kommt es parallel zur Bundesliga-Heimspielrunde zu einer Neuauflage des stets spannenden Derbys gegen den PSV Duisburg.
Zur Seite der II. Mannschaft
errata corrige: meine Partie endete Remis durch 3-fache Stellungswiederholung im 40. Zug.