Achte überzeugt in Ronsdorf

»Ein Wetter zum Schachspielen, oder, um im Bett zu bleiben!« Herbert Scheidt hatte recht. Und so entschieden sich acht wackere Helden, die Farben der VIII. Mannschaft in Ronsdorf zu vertreten. Im Hinblick auf die Abstiegssituation kein ganz unwichtiges Duell. Von Herberts »Navi« über tiefe, verschlungene und noch waldreichere Pfade geführt, erreichte das Team wieder die Zivilisation in Form einer alten Fabrik und dem Spielzimmer, das stark an die Feuerzangenbowle erinnerte. Feuer sollte denn auch noch eine Rolle spielen.

Der frühe Morgen begann verheißungsvoll. David Möllers (Brett 1) Gegner war nicht da, die von Uli Kalkum (Brett 6)  und Philipp Müller (Brett 5) auch nicht. »Gehen wir Skat spielen!« Davids Vorschlag wurde durchkreuzt: Schnell flutschte noch ein Ronsdorfer Youngster durch die knarzende Tür. Uli musste doch ans Brett. Statt Bauern-Skat, gab es Sizilianisch für Anfänger für Philipp, von David gewürzt serviert.

Zum Schach: An Brett 2 machte sich Herbert Scheidt gegen die englische Eröffnung seines Gegners auf, die Lange-Rochade-Stellung des Weißen massiv anzugreifen. Engelbert Kletzl hatte es als Weißer mit dem sizilianischen Aufbau zu tun, der seinem Gegner aber »zu zögerlich« geriet, wie der Altmeister im Anschluss analysierte. Reinhold Wygas baute einen grundsoliden Königsinder auf, aber plötzlich gewann Weiß, nach einem Versehen Reinis, Qualität und Bauer. Reini erhielt aber »gute« Initiative dafür und positionierte sein Läuferpaar Richtung gegnerischem Königsflügel, ließ später Turm und Dame am Angriff teilhaben.

Königsindisch, wiederum mit den schwarzen Steinen, baute sich auch Uli Kalkum auf. Jürgen Gratstat, an Brett 7 sitzend, erhielt nach dem Mittelgambit schnell Initiative auf der d-Linie. Die hätte Mannschaftsführer Klaus Drunk mit seinem schwarzen Französisch-Aufbau an Brett 8 auch gerne gehabt. Doch er wurde klassisch unter Druck gesetzt und hatte angesichts des Materialnachteils als erster keine Lust mehr. 1:2 aus Ronsdorfer Sicht. Aber nicht lange.

Längst beherrschte Jürgen auch die e-Linie und konnte ausgangs des Mittelspiels einen unwiderstehlichen Mattangriff starten. 2:2! Uli Kalkums Partie ankerte anschließend im Remishafen. Ob er Gewinnmöglichkeiten am Damenflügel ausgelassen hatte, wird die stets unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindende Alternativen-Ziehung im »Kiek ens rinn« gezeigt haben. Zu Beginn der vierten Spielstunde war es dann Engelbert, der den Mannschaftssieg sicherstellte. Den Angriff auf den Königsflügel konnte der schwarze Kontrahent noch abwehren. Doch der zweite Giftpfeil Engelberts, der freie e-Bauer entschied die Partie zu seinen Gunsten. Inzwischen hatte sich Reinis Brett in ein Positions-Spektakel mit beiderseitigen Chancen verwandelt. Die Kiebitze waren in ihrem Urteil einig: »Der darf nicht schlagen!« »Der Läufer ist futsch!« »Grundlinien-Matt, ganz sicher!« Pantomisches »zack, zack und zack« folgte mit ausladender Gestik vieler Hände. Am Ende hatte Reinis Gegner, trotz einer Figur weniger, ein Dauerschach aufs Brett gezaubert.

Blieb noch Herberts Partie. Damit sind wir wieder beim Feuer. So wie der Boden des Oberprima-Zimmers unter den schwergewichtigen Kiebitzen wankte, so wog das Geschehen an Herberts Brett hin und her. Beide Spieler hatten sich entschieden das »Brett anzuzünden«. Schwarz griff am Damenflügel an. Herbert erreichte ein fast undeckbares Matt in drei Zügen. Es mangelte an der Umsetzung, denn der weiße Gegner beschäftigte Herbert viele Züge lang mit einfachen Drohungen. Erst als der Druck für ein Tempo lang aus dem Spiel war, konnte Herbert zum Finale ansetzen. Weiß gab zur Entlastung noch die Dame und hatte sich doch verrechnet. Nach Herberts Turmzug auf die zweite Reihe und der einzügigen Mattdrohung blieb dem Gegner nichts anderes übrig als ein trockenes, schon tief enttäuschtes »Richtig!« übers Brett zu werfen, dann noch fünf Minuten den Blick auf Unvermeidliche zu richten und schließlich folgte dem Wort die Hand zum Zeichen der Aufgabe. Mit 6:2 hat die achte Mannschaft zurück in die Erfolgsspur gefunden.

Philipp Müller

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