Orlov vor Schneider bei der Blitz-Stadtmeisterschaft 2015

Die Preisträger: Jan Hobusch, Frank Bellers, GM Andrey Orlov, Dr. Marius Fränzel, Kurt Rist, Stadtrmeister IM Bernd Schneider und Gerhard Arold
Die Preisträger: Jan Hobusch, Frank Bellers, Turniersieger GM Andrey Orlov, Dr. Marius Fränzel, Kurt Rist, Stadtmeister IM Bernd Schneider und Gerhard Arold (v.l.n.r.)

Die Dramaturgie des Titelkampfes bei den Offenen Blitzstadtmeisterschaften 2015 ist schnell erzählt. Bereits in der vierten Runde kam es zum Duell der beiden Topgesetzten, in dem sich der einzige teilnehmende GM Andrei Orlov (SG Bochum 31)  mit Weiß gegen IM Bernd Schneider durchsetzen konnte. In der Folge marschierten beide souverän durch das Turnier und gaben jeweils nur noch einen halben Zähler ab, so dass sich Orlov den Turniersieg mit 12½/13 sicherte und Schneider seinen Titel als Solinger Stadtmeister mit 11½ verteidigte. Eine ganz starke Leistung zeigte Blitz-Spezialist Frank Bellers (Herford), der mit 10½/13 stets in Reichweite der Führenden blieb und auf der anderen Seite einen Vorsprung von drei Zählern auf das Verfolgerfeld herausarbeiten konnte.

Trotz des schönen Wetters und der schwierigen Verkehrsverhältnisse aufgrund des Bahnstreiks hatten sich 27 Akteure zu den diesjährigen Blitz-Stadtmeisterschaften eingefunden, um einen Nachfolger für den Vorjahressieger IM Mikhail Zaitsev und Stadtmeister Bernd Schneider zu suchen. Die Favoritenrolle oblag diesmal Zaitsevs Teamkollege GM Andrei Orlov, der dieser auch souverän gerecht wurde. Neben dem wichtigen Erfolg im direkten Duell gegen Schneider besiegte er auch die anderen Spitzenspieler in den ersten neun Runden souverän, bevor er in der 10. Runde gegen den stark aufspielenden Jugendlichen Moritz Lückerath (Düsseldorfer SK) erstmals wackelte. Doch der russische Großmeister nutzte seine immense Blitz-Routine und konnte dank der knappen Zeit seines Gegners noch den Remishafen erreichen, bevor er mit drei weiteren Erfolgen routiniert seinen Turniersieg absicherte.

An der Tabellenspitze besaß das Turnier daher gewisse Parallelen zur aktuellen Fußball-Bundesliga-Saison. Hinter dem sehr starken Orlov bot auch Bernd Schneider eine sehr konzentrierte Leistung und musste nur noch Michael Berg ein Remis zugestehen. Während diese beiden Spitzenplatzierungen aufgrund der Setzliste zu erwarten gewesen waren, überraschte die Deutlichkeit, mit der Frank Bellers sich den letzten Hauptpreis sichern konnte. Bis zur neunten Runde lag er gleichauf mit Michael Berg, dem jedoch nach einem Remis in der 10. Runde im Endspurt eine »lange Rochade« unterlief, so dass er noch auf den 7. Platz zurückfiel. Dagegen gewann Bellers seine letzten 5 Partien und distanzierte somit potentielle Mitanwärter auf die Preisränge wie Dr. Axel Scheffner, Jan Hobusch, David Kaplun oder Thomas Lemancyk, die sich alle gegenseitig die Punkte abnahmen, um volle drei Zähler.

Dagegen war der Kampf um die Ratingpreise in den anderen Tabellenregionen viel spannender:  Jan Hobusch konnte in der Jugendwertung mit 7/13 knapp David Kaplun und Moritz Lückerath hinter sich lassen. In der DWZ-Kategorie unter 2000 lag nach 11 Runden plötzlich die Gattin des Turniersiegers Inna Orlova mit 7/11 vorne, nachdem sie unter anderem Jan Hobusch und Michael Berg in dramatischen Partien besiegt hatte. Doch in den Schlussrunden unterlag sie gegen Frank Bellers und Dr. Axel Scheffner und wurde somit noch von Gerhard Arold (ESG) und Stephan Borchert überholt. Beide erreichten 7½ Zähler, wobei die Winzigkeit eines halben Buchholzpunktes schließlich den Ausschlag zu Gunsten des Elberfelders gab.

Noch kurioser war die Situation in der Ratinggruppe unter 1750, in der fünf Spieler vor der Schlussrunde punktgleich mit 5 Zählern waren. Dr. Marius Fränzel konnte in einem direkten Duell Matthias Bauer bezwingen und sicherte sich so den Preis, da keiner der Mitkonkurrenten im Schlussdurchgang einen vollen Zähler erringen konnte. Den größten Applaus gab es bei der Siegerehrung allerdings für den ältesten Teilnehmer:  der 84jährige Kurt Rist zeigte eine bemerkenswerte Energie und keine Konditionsschwächen und wurde für seine 4½ Zähler mit einem Ratingpreis in der Kategorie DWZ unter 1500 belohnt.

Die Solinger Stadtmeisterschaften finden mit den Schnellschach-Titelkämpfen am 19.06.2015 ihre Fortsetzung.

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