Ein kleines Wunder und eine Überraschung im Viererpokal

Zwei Pokalteams unseres Vereins stehen im Halbfinale des Bezirks-Vierer-Pokals!  So lautet die äußerst erfreuliche Bilanz dieses Sonntags, an dem beide Viertelfinal-Heimspiele gewonnen werden konnten. Die Kämpfe hätten jedoch unterschiedlicher kaum verlaufen können, denn während die Vierte ihren tollen Lauf in diesem Wettbewerb fortsetzte und die nominell favorisierten Gäste von SF Anna recht souverän mit 2½:1½ besiegte, brauchte die Zweite sehr viel Glück, aber auch eine exzellente kämpferische Leistung, um das Match gegen SF Vonkeln noch zum 2:2 zu drehen, was dank besserer Berliner Wertung zum Weiterkommen reichte. 

Die Gäste aus Wuppertal-Cronenberg hatten sich einiges vorgenommen, was bereits daran deutlich wurde, dass sie die ersten vier Bretter ihres Verbandsliga-Teams ins Schachzentrum mitgebracht hatten, so dass der Kampf aufgrund unserer Personalprobleme nominell absolut ausgeglichen war. Doch leider mussten wir eine sehr große Hypothek verkraften, denn Jan Hobusch war kurzfristig erkrankt und hatte auch den Mannschaftsführer nicht mehr rechtzeitig erreicht, so dass wir nicht nur mit drei Spielern antreten mussten, sondern auch noch eine der beiden Weiß-Partien kampflos verloren war.

Dennoch keimte etwas Hoffnung auf, als Oliver Kniest mit Schwarz am Spitzenbrett gegen Patrick Florath nach ungenauer weißer Eröffnungsbehandlung eine klar bessere Stellung erreichte. Doch leider verpasste Olli einige vielversprechende Fortsetzungen und landete in beiderseitiger Zeitnot in einer objektiv schlechten, aber komplizierten Stellung. Hier griff Florath  ebenfalls fehl, so dass nach der Zeitkontrolle ein Endspiel mit schwarzem Mehrbauern zu verzeichnen war. Dennoch tangierte die Hoffnung auf ein Weiterkommen hier gegen Null, denn Andreas Peschel hatte es in einer ausgeglichenen Position gegen seinen langjährigen Mannschaftskameraden Markus Boos aufgrund der schlechten Kampfsituation mit der Brechstange versucht und war in einem Endspiel mit zwei Minusbauern gelandet. Zudem hatte Dr. Marc Grünhagen mit einem starken positionellen Vortrag die Stonewall-Struktur von Joachim Görke gesprengt, so dass Joachim entscheidendes Material verloren hatte und mit Turm und 2 Bauern gegen Turm, Läufer und Bauer nur noch auf ein Wunder hoffen konnte.

Trotz der nahezu ausweglosen Lage kämpfte das Trio verbissen um seine Minimalchance und wurde tatsächlich belohnt. Zunächst konnte Oliver Kniest den Ausgleich erzielen. Nach 5½ Stunden erreichte Andreas Peschel nach sehr zäher Verteidigung im Turmendspiel mit zwei Minusbauern eine Stellung, in der sein König auf Patt stand, so dass er mit seinem sich permanent opfernden Turm ewiges Schach geben und noch die Punkteteilung erreichen konnte. Nun musste Grünhagen zum Weiterkommen gewinnen und verlor dabei zusehends den Faden, so dass sich Joachim Görke in das Endspiel mit Turm gegen Turm und Läufer retten konnte, in dem er schließlich bei nur noch 18 Restsekunden von Grünhagen das Remis erreichte, was das kleine Schach-Wunder perfekt machte.

Die Gäste der 4. Pokalmannschaft von den SF Anna 88 hatten dagegen einen rabenschwarzen Tag erwischt. Trotz leichter nomineller Vorteile an allen Brettern mussten Sie sich nach vier Stunden mit 2½:1½ geschlagen geben. Schon nach einer Stunde erzielte Marius Fränzel an Brett 4 den ersten Punkt: Sein Gegner hatte in der Spanischen Eröffnung zwei Systeme miteinander vermischt und war mit einer demolierten Rochadestellung und Entwicklungsnachteil ins Mittelspiel übergegangen, wo er bei der ersten Gelegenheit eine Mattdrohung übersah, die er nur noch unter Hergabe eines Turms hätte abwehren können. Nur 45 Minuten später gab an Brett 2 auch der Kontrahent von Kevin Zolfagharian auf, der in einem Moment extremer Schachblindheit einen ausreichend gedeckten Bauern mit seinem Turm geschlagen hatte. Er investierte dann spekulativ noch eine Qualität, aber Kevin ließ sich nicht irritieren und brachte die Partie sicher nach Hause.

An Brett 1 war Ali Erkay nach einem Generalabtausch in einem remislichen Bauernendspiel mit je 7 Bauern gelandet, doch sein Gegner zögerte verständlicherweise, ins Remis einzuwilligen. Er wartete damit, bis Philipp Andrä an Brett 3 den Kürzeren gezogen hatte: In einem typischen Sizilianer mit heterogenen Rochaden war der schwarze Angriff um das entscheidende Tempo schneller gewesen. Da sich Ali an Brett 1 aber währenddessen umsichtig verteidigt hatte, erfolgte dort letztlich doch der Friedensschluss, womit die 4. Pokalmannschaft entgegen allen Erwartungen im Halbfinale des SBBL-Viererpokals steht.

Dort muss die Zweite nun zum Lokalderby bei Solingen 1928 antreten, während die Vierte BSW Wuppertal I zu Gast hat.

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