Freud und Leid bei der Mannschafts-Europameisterschaft

Etwas im Schatten des medial alles überstrahlenden WM-Kampfes fand vom 08.-17.11.2013 in Warschau die Mannschafts-Europameisterschaft statt, bei der unsere Nationalmannschaft leider ihren Sensationserfolg von 2011 nicht bestätigen konnte und unter 38 Mannschaften mit 9:9 Zählern auf dem 20. Platz landete. Aus unserem Bundesliga-Kader waren mit Markus Ragger, Gawain Jones, Jan Smeets, Erwin L’Ami und Mads Andersen auch fünf Akteure mit ihren jeweiligen Nationalmannschaften am Start:

Markus Ragger sorgte am Spitzenbrett der an Position 27 gesetzten Österrreicher zunächst für Furore: im Auftaktmatch gegen die Niederlande hielt er ein schwieriges Turmendspiel gegen Anish Giri (2732) Remis und sicherte den Alpenländern damit den 2½:1½-Überraschungssieg. Davon beflügelt gelang den Österreichern ein weiteres 2:2 gegen Rumänien, bevor sie von den Armeniern gestoppt wurden, auch wenn Markus hier ein Remis gegen den Weltranglisten-Zweiten Levon Aronian (2801) erreichte. Sein persönliches Turnierschicksal entschied sich dann vermutlich in der 4. Runde, als er in einer hervorragenden Partie gegen Russland Alexander Grischuk (2785) überspielte, um dann die Gewinnstellung noch zum Verlust zu verderben. Danach lief gegen weiterhin durchgehend starke Gegnerschaft nicht mehr viel zusammen und er trat mit frustrierenden 2½/9 und 18 verlorenen Elo-Punkten die Heimreise an.

Mehr Grund zur Freude gab es für Gawain Jones, der am vierten Brett in der ersten Turnierhälfte der Topscorer der Briten war. Er startete mit 3½/4 und sorgte dabei mit seinem Sieg über Alexander Morosewitsch (2727) unter anderem für den 2:2-Ausgleich gegen Russland. Leider schloss auch Gawain das Turnier mit einer Niederlage gegen Zoltan Almasi (2710) ab, konnte aber mit seiner Performance von ca. 2700 bei einem Score von 5/8 individuell durchaus zufrieden sein, während die in Bestbesetzung angetretenen Engländer sich bestimmt mehr als einen 10. Platz mit 11:7 Zählern erhofft hatten.

Noch einen Rang dahinter landeten mit der gleichen Punktzahl die Niederlande, obwohl Anish Giri mit 6½/9 am Spitzenbrett überzeugte und Ivan Sokolov am 2. Brett mit 6½/7 die beste Elo-Performance des gesamten Turniers erzählte. Insofern lässt sich bereits erahnen, dass Erwin L’Ami und Jan Smeets nicht ihr bestes Turnier erwischt hatten. Erwin erzielte durchschnittliche 4/7, während Jan mit dem gleichen Score aufgrund recht schwacher Gegnerschaft letztlich 8 Elo-Punkte einbüßte.

In der dänischen Nationalmannschaft bekam der 18jährige Mads Andersen als Ersatzmann seine erste Bewährungsprobe. Diese Chance wusste er zu nutzen und konnte an seine gute Vorstellung vom Europapokal anknüpfen: seine 5/8 bescherten ihm einen kleinen Elo-Gewinn, so dass er in der Dezember-Eloliste erstmals die Schallmauer von 2500 durchbrechen wird.

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