Richard Rapport erreicht Weltcup-Viertelfinale

Mit seinem dritten 2½:1½-Sieg in Folge hat Richard Rapport das Duell mit dem russischen Damennationaltrainer und früheren Einzeleuropameister Evgenij Najer (2694) für sich entscheiden können und ist damit in das Viertelfinale des FIDE-Weltcups eingezogen, was vielleicht bereits jetzt den größten Erfolg seiner Karriere darstellt.

Nachdem Richard in den beiden vorherigen Runden jeweils die erste Tie Break-Partie mit Weiß hatte gewinnen können, bescherte ihm das Los diesmal für das erste 25-Minuten (+ 10-Sekunden-Inkrement) -Duell die schwarzen Steine. Beide Akteure knüpften unmittelbar an ihre bereits sehr unterhaltsamen Turnierpartien an. Rapport konterte den e4-Vorschlag des Russen diesmal mit e5 und es entwickelte sich zunächst eine relativ ruhige Zweispringerspiel, bevor Najer im 23. Zug das spektakuläre Lxh6 entkorkte. Es folgte ein taktischer Schlagabtausch, in der Najer zwischenzeitlich zwei Mehrbauern besaß, doch die schwarze Kontrolle über die d-Linie und sein Gegenspiel reichten aus, um die Partie im Gleichgewicht zu halten, so dass der Friedensschluss im Doppelturmendspiel besiegelt wurde.

In der zweiten Partie wurde dann Kampfschach fernab jeglicher Schablone geboten. Aus einer scharfen Reti-Variante, die Richard
bereits bei der zentralen Bundesliga-Endrunde gegen Fabiano Caruana auf dem Brett gehabt hatte, entstand schnell eine völlig irrationale Position, in der sich die beiden Könige nach 14 Zügen auf f1 und f8 wiederfanden und mehrere Live-Kommentatoren die Stellung als »gewürfelt« oder Chess960-Position bezeichneten. Es folgten weitere taktische Schläge und Desperados, bevor Rapport schließlich in einem Endspiel mit Mehrqualität für einen Bauern landete, in dem aber vermutlich auch Najer gegen den schwachen weißen König weiter auf Gewinn spielte.

Bei immer knapper werdender Bedenkzeit fand der Russe allerdings nicht immer den optimalen Zug und Richard gelang schließlich mit dem starken 46. Te2 der Übergang in eine Gewinnstellung, die er sich nicht mehr nehmen ließ. Damit ist er nach vier Weltcup-Runden mit drei Schnellschach-Tie Breaks noch immer ungeschlagen und dürfte in dieser starken Form auch morgen gegen den stärksten chinesischen Spieler Ding Liren nicht chancenlos sein.

Chess24-Bericht Runde 4.3