Dritte siegt nach Kraftakt in Marathon-Match

Bretter 1–3 mit Kevin Zolfagharian, Jan Hobusch und Oliver Kniest
(rechts von vorn nach hinten)

In einem fast siebenstündigen Kampf konnte unsere III. Mannschaft einen frühen Zwei-Punkte-Rückstand beim SC Bonn/Beuel drehen und dank einer sehr starken kämpferischen Leistung sich noch mit 5:3 durchsetzen. Damit verteidigte die Dritte vor der Weihnachtspause den geteilten zweiten Tabellenplatz in der NRW-Klasse.

Die Gastgeber vom SC Bonn/Beuel waren über viele Jahre der zweitstärkste Klub in der ehemaligen Bundeshauptstadt hinter dem Godesberger SK. Nach einem personellen Aderlass und dem Weggang einiger starker Spieler erwischte die Mannschaft bisher eine sehr unglückliche Saison und lag nach drei knappen Niederlagen am Tabellenende. Dennoch waren wir gewarnt, zumal wir bei unserer Erstrundenniederlage gegen den SF Stadtverwaltung Bonn bereits schlechte schachliche Erfahrungen mit einem anderen Klub der Stadt gemacht hatten.

Doch die ersten beiden Stunden ließen unter den Augen unseres in Bonn wohnhaften Schlachtenbummlers Seva Bashylin  ein echtes Desaster befürchten.  Ausgerechnet Andreas Peschel, der mit den weißen Steinen spielte und mit 250 Zählern die größten DWZ-Vorteile in den Duellen des Kampfes besaß, stellte im 7. Zug in einem seltenen Anflug von Schachblindheit kompensationslos eine Figur ein. Nicht besser lief es bei Stefan Wickenfeld, dem sein Drache mit Schwarz verunglückte, so dass er nach 20 Zügen ein Schwerfigurenendspiel mit Minusbauern verwaltete, das insbesondere aufgrund seiner fatal geschwächten Königsstellung nicht zu halten war.

Somit war nach 2½ Stunden ein 0:2-Rückstand zu verzeichnen, der auch kaum durch gute Positionen an den restlichen 6 Brettern kompensiert wurde. Doch genau in diesem Moment zeigte unsere Mannschaft exzellente kämpferische Qualitäten.  Nach einer leistungsgerechten Punkteteilung am Spitzenbrett durch Kevin Zolfagharian, der mit Weiß gegen den Kalaschnikow-Sizilianer seines Gegners keinen Vorteil erreicht hatte, sorgte Ersatzmann Dirk Rittmann  für den Anschlusstreffer.  Dirk  hatte mit Schwarz in einem Sizilianer zwar bequem ausgeglichen, aber letztlich auch nicht mehr als ein völlig ausgeglichenes Endspiel erreicht. Im Doppelturmendspiel positionierte sein Gegner jedoch gleich beide Türme auf suboptimale Positionen, so dass Dirk  entscheidend mit seinen Türmen auf der zweiten Reihe eindringen und dank diverser Mattideen entscheidendes Material gewinnen konnte.

In der Zeitnotphase konnten wir dann den Kampf endgültig drehen. Stephan Borchert hatte sich mit den weißen Steinen in einem Paulsen-Sizilianer positionelle Vorteile erspielt und besaß dank seines Mehrbauern und seiner Freibauern am Damenflügel gute Gewinnaussichten, hätte aber in jedem Fall noch enorm viel Arbeit vor sich gehabt, als sein Gegner in eine Springergabel hineinlief und nach Figurenverlust aufgeben musste. Für die Führung sorgte dann Jan Hobusch, der die beste Solinger Leistung des Tages bot. Mit den schwarzen Steinen wählte er das ultrascharfe Botwinnik-System in der halbslawischen Verteidigung, das selbst in der vom Gegner gewählten Nebenvariante noch einige irrationale Stellungsbilder produzierte. Letztlich blieb aber der weiße König in der Brettmitte stecken und war gefährdeter als der ebenfalls nicht grandios geschützte schwarze Monarch, was Jan mit einem stark vorgetragenen Königsangriff überzeugend nachwies.

Somit stand es nach vier Stunden 3½:2½, doch der Kampf war noch lange nicht gewonnen. Oliver Kniest hatte mit Weiß erneut die Eröffnung verdorben und war von seinem Gegner in einem Grünfeld-Inder glatt überspielt worden, so dass er ein trostloses Turmendspiel verwaltete, in dem sein Gegner nicht nur die bessere Struktur und einen viel aktiveren Turm besaß, sondern vor allem einen guten Läufer gegen einen ultrapassiven weißen Springer.  Somit lastete der Druck des Gewinnenmüssens auf Martin Auer, der seinen Gegner mit Schwarz in einer Pirc-Verteidigung überspielt, aber den sofortigen Gewinn im 38. Zug ausgelassen hatte. Stattdessen besaß er nun »nur« ein Endspiel mit Dame und einem Freibauern auf der c-Linie gegen das gegnerische Turm- und Springertandem, wobei beide Spieler noch jeweils vier Bauern am Königsflügel besaßen.

Martin zeigte sich der technischen Aufgabe auch in der psychologischen Drucksituation gewachsen, öffnete die Stellung und umging alle möglichen Gefahren einer Festung. Es blieb seinem Gegner nach fast sechs Stunden und 70 Zügen nur noch die Aufgabe, so dass der Kampf entschieden war.  Parallel war es Olli gelungen, in das typische Turmendspiel mit jeweils drei Bauern am Königsflügel und einem gegnerischen a-Bauern abzuwickeln, nachdem sein Gegner einen taktischen Trick bei einer vermeintlichen Gewinnvariante übersehen hatte. Hier konnte Olli tatsächlich nach 98 Zügen noch ein Remis zum Endstand von 5:3 erreichen.

So konnte durch einen wahren Kraftakt ein weiterer unnötiger Punktverlust noch vermieden werden. Beim nächsten Heimspiel am 12.01.2020 gegen die starke Mannschaft der Sgem Ennepe-Ruhr wird aber eine deutliche Leistungssteigerung notwendig sein, um sich weiter auf Platz 2 festsetzen zu können.

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