Fichtner rettet NRW-Pokal-Bronze

Sofern es nicht bei Olympia um die Bronzemedaille geht, haftet dem Spiel um Platz 3 bei vielen Wettbewerben der Charakter eines bedeutungslosen Freundschaftsspiels zweier enttäuschter Halbfinal-Verlierer an. Dies galt auch für unsere Begegnung mit den SF Lieme zum Abschluss des NRW-Viererpokals, hinderte beide Mannschaften aber nicht daran, einen spannenden Kampf zu liefern, der erst nach über 6 Stunden Spielzeit mit einem 2:2 und besserer Brettwertung zu unseren Gunsten endete, nachdem Ewald Fichtner sein schlechteres Endspiel Remis gehalten hatte.

Der angesprochene Freundschaftsspielcharakter wurde zusätzlich noch dadurch verstärkt, dass sowohl die Liemer als auch unser Team durch das Erreichen des Viertelfinales im Deutschen Mannschaftspokal 2019/21 wieder für die DSB-Ebene vorberechtigt waren und es nicht einmal um einen Nachrückerplatz hinter den beiden qualifizierten Finalisten aus Essen und Aachen ging.  Zudem steckte dem jungen Quartett aus Ostwestfalen noch die Enttäuschung vom Vortag in den Köpfen, als sie gegen nominell unterlegene Aachener viele Chancen ausgelassen hatten.

Dies spiegelte sich auch ein wenig in den beiden Partien ihrer Spitzenbretter wieder. FM Tristan Niermann (2252) erhielt mit den weißen Steinen im Mittelspiel eine positionell klar bessere Position gegen Oliver Kniest, nachdem dieser die Eröffnung ziemlich mißhandelt hatte. Doch Tristan wollte seine Vorteile zu schnell ummünzen und opferte einen Bauern für letztlich aber nicht hinreichende Kompensation. Es passte allerdings zur eher schwachen Partie, dass auch Olli  seine kurzzeitige Chance auf Vorteil nicht erkannte, sondern das angestrebte Manöver in der falschen Zugreihenfolge durchführte, wonach die Partie schnell in ein remises Endspiel verflachte.

Wenig später sorgte Jörg Wegerle am Spitzenbrett gegen FM Rene Wittke (2323) für die Führung. In einem Damenbauernendspiel mit beiderseitigem Königsfianchetto agierten beide Akteure eher im Kreativmodus, bevor Rene ein Rechenfehler unterlief, der ihm kompensationslos einen wichtigen Bauern kostete. Diesen Vorteil konnte Jörg ohne Probleme zum vollen Zähler verwerten.

Damit sah es nach etwa drei Stunden sehr gut aus, denn Stephan Borchert hatte mit Schwarz in einem komplexen Mittelspiel aus einem weiteren Londoner System zumindest keine Schwierigkeiten gegen Andy Himpenbacher (2209) und Ewald Fichtner  besaß in einem weiteren Londoner System mit den weißen Steinen mit einem temporären Mehrbauern ebenfalls leichte Vorteile gegen Andre Wolf (2167).

Doch die beiden Ostwestfalen kämpften vortrefflich und es entwickelten sich zwei Marathonpartien, welche die Katernberger Gastgeber von einem frühzeitigen Beginn der Feierlichkeiten nach ihrem 3:1-Finalsieg gegen den Aachener SV abhielten.

Kurz vor der Zeitkontrolle geriet Stephan nach einigen kleineren Ungenauigkeiten schrittweise in die Defensive. Selbst ein kreatives Damenopfer zu Verteidigungszwecken konnte nicht verhindern, das ein langfristig verlorenes Damen- und und ungleichfarbiges Läuferendspiel aufgrund des auf die 7. Reihe vorgerückten weißen Freibauern entstand.

Nach dem Ausgleich schienen nun die Liemer auf der Siegerstraße zu sein, denn Andre Wolf hatte nicht nur den Minusbauern zurückerobern können, sondern ohne weitere Zugeständnisse die positionelle Dominanz in der Partie übernehmen können. Doch Ewald wehrte sich zäh und rettete sich zumindest in ein Endspiel mit Turm, Springer und Bauer gegen Turm, Springer und zwei Bauern, das langfristig aber ebenfalls verloren gewesen wäre.  Doch hier unterlief Andre nach über 6 Stunden Spielzeit ein Rechenfehler und er erlaubte den Abtausch der Türme, so dass Ewald dank seines aktiven König- und Springer-Tandems selbst einen Freibauern bilden und noch ein Remis erreichen konnten.

So sicherte er das 2:2 und dank der besseren Berliner Wertung die Bronzemedaille im NRW-Pokal. Mit diesem versöhnlichen Abschluss endet damit einer der letzten Wettbewerbe in der verlängerten Corona-Saison 2019/21, der in diesem Jahr komplett in den Sommerschulferien ausgetragen werden musste.

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