Abstiegskampf und die Sehnsucht nach vier Punkten – Teil 1

Durch die zahlreichen Corona-bedingten Verlegungen im Laufe der Sinne hatte unsere V. Mannschaft  zum Saisonabschluss zwei Kämpfe an einem Wochenende auszutragen. Am Samstag  waren wir in Düsseldorf beim Oberbilker SV I zu Gast, bevor am morgigen Sonntag der bislang verlustpunktfreie Tabellenführer SV Hilden II im Schachzentrum erwartet wird. Im Falle von zwei Zählern aus den beiden Kämpfen wäre der Klassenerhalt in der Verbandsklasse sicher, andernfalls musste auch die Konkurrenz mitspielen.  Da Mannschaftsführer Wolfgang Steinbach noch beim Open in Prag weilte, berichtet sein Vertreter Jan-Hendrik Berents vom Kampf aus Oberbilk:

Gleich zu Anfang konnten wir uns freuen, denn unser Brett 8 Sarah Fetahovic gewann kampflos ihre Partie. Dann aber gerieten wir in Rückstand. Tim Kondziella hatte es als Schwarzer aus einer schottischen Partie heraus geschafft, einen weißen e5-Bauern von jeglicher Unterstützung abzutrennen. Dazu kam auf f3 einen Pfahl im Fleische, so dass sein Gegner zudem immer mit einem Mattangriff rechnen musste. Trotzdem schaffte es der Weiße sich zu befreien und letztendlich den Tag für sich zu entscheiden. Besonders bitter: in der Analyse mit seinem Gegner stellte Tim fest, dass ihm tatsächlich nur ein einziger Zug zum Gewinn gefehlt hatte.

Für Volker Naupold mit Weiß am 3 Brett war es ein gebrauchter Tag. Bei ihm kam eine spanische Partie auf das Brett, in der es noch in der Eröffnungsphase, ähnlich der Bird-Verteidigung, zu einem schwarzen Springer auf d4 und und einem anschließenden Tausch des Lb5 kam. Kurze Zeit später übernahm der schwarze Spieler aus Oberbilk die Initiative und konnte immer mehr Druck auf Volkers Stellung ausüben. Und dann ging leider alles recht schnell. Somit lagen wir also 1:2 hinten.

Am Brett 7 lief es für Dzenan Fetahovic zunächst gar nicht so gut, weil sein Gegner ihm in einer englischen Struktur schnell den Bauern c4 abnahm. Trotzdem spielte er mutig und aktiv weiter und erreichte im 29. Zug verdient den Rückgewinn des Bauern. In einem Doppelturm-Endspiel mit Bauern einigten sich die beiden Kontrahenten schließlich auf Remis.

Indes kam es bei unserem ersten Brett Dr. Hajo Boschek als Anziehender in der Eröffnung zu einem Vierfachfianchetto und zeitweise fast symmetrischen Stellungen. Plötzlich entfaltete Weiß doch eine Initiative, der der Gegner standhalten konnte. So endete auch diese Partie mit einem Remis.

Und während sich Sarah Fetahovic  die Zeit draußen mit Seifenblasen vertrieb, drohten unsere Hoffnungen auf einen Sieg oder zumindest einem Unentschieden wie diese einfach zu zerplatzen.  Unser fünftes Brett Andreas Lux hatte die Partie mit den weißen Steinen gegen seinen Gegner zunächst lange Zeit im Griff. Der schwarze behandelte die Damenindische Verteidigung sehr passiv. Andreas hatte mit einem zentralen Springer und druckvollen Bauernangriff sehr gute Chancen zu gewinnen. Ein eigentlich folgerichtiges Qualitätsopfer erwies sich dann allerdings als zu früh und der schwarze Gegner konnte einen siegreichen Gegenangriff einleiten.  4:2 für Oberbilk!

Fast gleichzeitig konnte Jan-Hendrik Berents am Brett 6 als Nachziehender überraschend einen vollen Zähler einstreichen. Im Fianchetto-System des Königsinders konnte er schnell etwas Druck auf das weiße Zentrum aufbauen und dort einen Rappen platzieren. Nach mehreren Figurenabtauschen und drohendem Übergang in ein Endspiel mit ungleichen Läufern gelang es ihm, während der eigenen Zeitnot eine Falle aufzustellen, in die der Weiße auch tatsächlich hineintappte. Er nahm ihm damit einen vollen Turm ab und gewann die Partie damit am Ende doch sehr glücklich.

Somit stand es vor der letzten Entscheidung 4:3 für unseren Gegner.  Helmut Meckel spielte mit Schwarz am Brett 4 wie üblich die französische Verteidigung und kam in der Abtausch-Variante schnell zu einer recht ausgeglichenen Stellung. Ein kleiner Vorteil war sogar zu spüren, als Weiß mit einem Isolani auf d4 zurück blieb. Allerdings gab es später eine Situation, bei der Helmut dauerhaft ein Bauern geben musste. Als alle anderen Partien beendet waren hatte er als Verteidiger die theoretische Philidor-Remis-Stellung im Turm Endspiel auf dem Brett. Somit war dort schon klar, dass wir an diesem Samstag mit leeren Händen nach Hause fahren würden. Helmut bot folgerichtig Remis an, was ja sofort den Mannschaftssieg (!) für Oberbilk bedeutet hätte,  doch sein Gegner hatte in der Hitze noch Lust fast eine halbe Stunde weiterzuspielen.

Letztlich blieb es aber bei dem Unentschieden und für uns bei der 3½:4½-Niederlage. Nach den heutigen Ergebnissen muss morgen gegen den SV Hilden mindestens ein Unentschieden erzielt werden, um den Klassenerhalt sicher zu haben.

Jan-Hendrik Berents

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