Giri verpasst Weltcup-Finale

Durch eine ½:1½-Niederlage gegen den siebenfachen russischen Meister Peter Svidler (2727) ist Anish Giri im Halbfinale des FIDE-Weltcups in Baku ausgeschieden und hat damit auch die unmittelbare Qualifikation für das Kandidatenturnier im März 2016 verpasst. Nachdem er zuvor in 34 klassischen Partien in Folge unbesiegt geblieben war, musste sich unser neuer Spitzenspieler mit Weiß in der ersten Partie gegen Svidler geschlagen geben. Dieser hatte – von Giris 1. e4 überrascht – ein neues zweischneidiges Konzept in einem klassischen Spanier erprobt, gegen das Anish einen sehr gefährlich aussehenden Königsangriff initiieren konnte. Später verpasste er aber vermutlich den richtigen Moment, um das schwarze Gegenspiel am Damenflügel einzudämmen. Svidler kam dort zu entscheidendem Vorteil und konnte den weißen Verzweiflungsangriff souverän abwehren.

Damit stand Giri nun vor der Herkules-Aufgabe, nach einem Weiß-Niederlage in der Turnierpartie mit Schwarz ausgleichen zu müssen, was zuvor in 124 Weltcup-Begegnungen noch niemandem gelungen war. Anish versuchte es mit einer »langsamen« Strategie und wählte die Caro-Kann-Verteidigung. Doch Svidler verzichtete auf die sonst bei ihm typische Vorstoßvariante, die deutlich zweischneidigere Stellungsbilder erzeugt, tauschte stattdessen in der klassischen 4. … Lf5-Variante mit Weiß frühzeitig die Damen ab und behielt stets die Kontrolle über die Stellung, so dass sich Giri nach etwas über vier Stunden Spielzeit in sein Schicksal fügte und mit dem Remis sein Ausscheiden akzeptierte.

Als Trost bleiben ein dennoch sehr starkes Turnier, in dem er sich nur einmal geschlagen geben musste und für das er als Halbfinalist immer noch ein ordentliches Preisgeld von 50.000 Dollar kassierte. Zudem stehen seine Chancen sehr gut, sich dank seiner konstant guten Weltranglisten-Platzierung in diesem Jahr einen der beiden Plätze im Kandidatenturnier zu sichern, die über die Elo-Zahl vergeben werden.

Rundenbericht 6.1
Rundenbericht 6.2
Rundenbericht 6 – Tie Breaks