Vier SG-Spieler beim Weltcup

Der FIDE-Weltcup wird in diesem Jahr vom 03.–28.09.2017 in der georgischen Hauptstadt Tiflis ausgetragen und darf wohl nicht nur als eines der interessanten, sondern auch als das bestbesetzte Turnier des Jahres bezeichnet werden. 128 Spieler haben sich u.a. durch Zonenturniere, Kontinentalmeisterschaften oder aufgrund ihrer Elo-Zahl qualifiziert und werden im KO-System nun zwei Qualifikanten für das Kandidatenturnier im kommenden März in Berlin ermitteln, wo dann der WM-Herausforderer von Magnus Carlsen ausgespielt werden wird.

Der Weltcup wird traditionell alle zwei Jahre jeweils im Gastgeberland der folgenden Schach-Olympiade ausgetragen und ist diesmal so stark besetzt wie noch nie, da nicht nur der Weltmeister Magnus Carlsen, sondern die ersten 15 Spieler der Weltrangliste teilnehmen. In dieses illustre Feld haben es auch vier SG-Akteure geschafft, nämlich Anish Giri, Pentala Harikrishna und Richard Rapport, die sich alle dank ihrer Elozahl qualifizierten sowie Benjamin Bok, der sich die Startberechtigung mit seinem exzellenten Abschneiden bei der Europameisterschaft 2017 erwarb.

In jeder Runde werden zwei Turnierpartien gespielt. Sofern dann noch keine Entscheidung gefallen ist, geht es am dritten Tag in den Tiebreak mit zunächst zwei längeren, dann – falls notwendig – zwei kürzeren Schnellschachpartien, bevor die Entscheidung bei weiteren Gleichstand in zwei Blitz- und ggf. einer abschließenden Armageddon-Partie fallen muss. Die Auslosung wird basierend auf der durch die August-Elozahlen gebildeten Setzliste vorgenommen, so dass in der ersten Runde die Nummer 1–128, 2–127 usw. spielt. Die Stärke dieses Turniers wird dadurch verdeutlicht, dass man mit einer Elo von 2648 bereits zur zweiten Hälfte der Teilnehmerfeldes gehört.

Unser Quartett holte in der ersten Partie der Auftaktrunde eine durchwachsene Bilanz:

Anish Giri, der mit seiner gesamten Familie einschließlich seines 11 Monate alten Sohnes in die Heimat seiner Frau Sopiko Guramishvilli gereist ist, traf prompt auf die deren langjährige Teamkollegin, die georgische Spitzenspielerin GM Nana Dzagnidze (2519). Mit den weißen Steinen brachte Anish gegen die Nummer 11 der Frauen-Weltrangliste ein hübsches Qualitätsopfer, ließ danach jedoch mehrfach die Präzision in der technischen Verwertung seiner guten Stellung vermissen und kam erst nach einer langen Kampfpartie in 67 Zügen zum erhofften Weiß-Sieg.

Einen Fehlstart verzeichnete dagegen Pentala Harikrishna, der mit Schwarz die solide russische Verteidigung gegen den kubanischen GM Yuri Gonzalez Vidal (2541) wählte, nach einigen Ungenauigkeiten aber in einen nicht mehr zu parierenden Königsangriff geriet und kurz vor der Zeitkontrolle aufgeben musste. Damit steht Hari bereits morgen unter Siegzwang, um nicht das Turnier ganz schnell verlassen zu müssen.

Nach einem schachlich absoluten Seuchenjahr, das ihn fast 75 Elo-Punkte kostete und auf 2675 zurückgeworfen hat, hofft Richard Rapport nun beim Weltcup auf eine Wende zum Positiven. In seiner Auftaktpartie demonstrierte er eindrucksvoll, dass er trotz seines extrem kreativen, manchmal übertrieben gewagten Stils auch in relativ ruhigen, eher klassischen Stellungen enorm stark ist und überspielte den peruanischen GM Emilio Cordova (2616) souverän aus einer ausgeglichenen Katalanisch-Struktur.

Benjamin Bok ist der einzige Erstrunden-Außenseiter unseres Quartetts und trifft in der ersten Runde auf eine der großen Nachwuchshoffnungen des russischen Schachs, den 19jährigen GM Vladimir Artemiev (2692). Mit den weißen Steinen geriet der Holländer in einer sizilianischen Taimanov-Variante im Mittelspiel schrittweise in die Defensive und landete nach der Zeitkontrolle in einem Turmendspiel mit zwei Minusbauern, das trotz der ungleichfarbigen Läufer nicht zu halten war.

Chess 24-Bericht Runde 1.1.