Große Herausforderung für Luisa Bashylina

Um seinen Nationalspielern die in Pandemiezeiten völlig fehlende Turnierpraxis am Brett zu bescheren, organisiert der Deutsche Schachbund vom 05.–11.04.2021 die DSB-Kader-Challenge, in der zwei Rundenturniere mit Spielern des Damen- und Herrenkaders ausgetragen werden. Ursprünglich sollten auch bei den Damen ähnlich wie bei den Herren 10 Spielerinnen mitwirken, doch durch zahlreiche studien-, schul- und berufsbedingte Absagen reduzierte sich das Teilnehmerinnenfeld auf 8 Akteure.

Durch die Absagen erlangte auch Luisa Bashylina einen Nachrückerplatz und steht nun kurzfristig vor der größten sportlichen Herausforderung ihrer bisherigen Laufbahn. Bei einem Elo-Schnitt von 2250 ist sie mit ihrer aktuellen Zahl von 1978 die klare Außenseiterin. 

So verwunderte es nicht, dass sie insbesondere zum Auftakt noch mit einiger Nervosität agierte. Gegen WIM Fiona Sieber (2275) geriet sie nach einer ausgeglichenen schottischen Eröffnung durch eine Fehleinschätzung in eine strategisch schlechte Position und musste schließlich in einem Turmendspiel mit schlechteren Leichtfiguren entscheidende Materialverluste hinnehmen.

DSB-Auftaktbericht
DSB-Bericht 1. Runde

Am Folgetag hatte sie nochmals die weißen Steine und spielte gegen FM Jana Schneider (2272) erneut Schottisch. Nach einer spannenden Partie ergab sich direkt nach der Zeitnotphase ein minimal schlechteres Schwerfigurenendspiel, das Luisa mit präziser Verteidigung aber gute Remischancen geboten hätte. Doch kleinere Ungenauigkeiten ließen Janas König zu aktiv werden, so dass die zweite Niederlage quittiert werden musste.

DSB-Bericht 2. Runde

Unter ähnlichen Vorzeichen verlief ihre erste Schwarzpartie gegen WIM Annmarie Mütsch (2266). Nach kreativer Sizilianisch-Behandlung von Luisa entstand nach taktischem Schlagabtausch mit einigen Verwicklungen erneut ein komplexes Turmendspiel, dass für Annmarie leichter zu spielen war. Zwei unscheinbare Turmzüge ließen die Stellungsbewertung plötzlich zu Gunsten der früheren U16-Mädchenweltmeisterin kippen und Luisa musste erneut eine etwas unglückliche Niederlage hinnehmen.

DSB-Bericht 3. Runde

Vielleicht war es dann irgendwie ausgleichende Gerechtigkeit, dass Luisa ausgerechnet punkten konnte, nachdem erstmals die Eröffnung missglückt war. Mit Weiß geriet sie gegen WGM Josefine Heinemann (2296) bereits im frühen Mittelspiel in eine schlechtere Position, da ihre Mehrqualität von den beiden schwarzen Mehrbauern und dem dominanten Läuferpaar mehr als kompensiert wurde. Doch Luisa zeigte tollen Kampfgeist und verteidigte ihre schlechte Stellung erfindungsreich. In der Zeitnotphase verlor Josefine schrittweise die Kontrolle über die Stellung, so dass ihr nicht nur der Positionsvorteil abhanden kam, sondern plötzlich die beiden weißen Türme gewinnbringend in die schwarze Position eindringen konnten.

Nach diesem Überraschungserfolg gegen die an Position 2 gesetzte Heinemann steht Luisa bei 1/4 und blickt optimistisch der zweiten Turnierhälfte entgegen.

DSB-Bericht 4. Runde