Vierte schlägt Favoriten

In der vorgezogenen Begegnung der vierten Runde der Verbandsliga konnte sich unsere IV. Mannschaft bei der Schachgemeinschaft Hochneukirch mit etwas Glück mit 5:3 gegen die an den ersten sechs Brettern favorisierten Gastgeber durchsetzen. Das Zünglein an der Waage spielte dabei der erst am Vorabend gegen 22:00 Uhr rekrutierte Ersatzmann Marius Fränzel, dem Caissa heute besonders zulächelte: Nachdem er sich gegen ein Nordisches Gambit vollständig falsch verteidigt und bereits im 5. Zug einen trivialen Figurengewinn zugelassen hatte, den sein Gegner aber übersah, zettelte er einen kräftigen Angriff gegen die luftige Rochadestellung des Weißen am Damenflügel an. Einige wenige Ungenauigkeiten genügten dann, um die weiße Stellung kollabieren zu lassen.

Noch schneller fertig waren aber Kevin Zolfagharian an Brett 5 und Ralph Blasek am Spitzenbrett. Kevins Gegner hatte im frühen Mittelspiel in schon überlegener Stellung eine Mattdrohung übersehen und dabei die Dame eingestellt. Und auch Ralph profitierte von einem taktischen Aussetzer seines Kontrahenten noch vor dem 20. Zug, als der eine Überlastung eines seiner Springer übersah und daher einen Turm einstellte. So stand es bereits nach drei Stunden Gesamtspielzeit 3:0 aus Solinger Sicht.

Daniel Reksten ließ an Brett 3 anschließend den Anschlusstreffer der Gäste zu, obwohl ihm sein 2200 DWZ-Punkte starker Gegner mehrfach die Möglichkeit eingeräumt hatte, die Partie für sich zu entscheiden. Sowohl Joachim Görke an Brett 7 als auch Anton Hannewald an Brett 2 waren mit einer Punkteteilung zufrieden. Joachim spielte gegen eine seltene Altindische Verteidigung sehr ambitioniert, blieb aber mit seinem König in der Mitte hängen, so dass er in eine Zugwiederholung einwilligte. Anton verteidigte sich gegen einen Keres-Angriff und bot in eher unklarer Stellung (Mehrbauer bei schlechterer Bauernstruktur und gegnerischem Läuferpaar) mannschaftsdienlich Remis an, das sein in Zeitnot befindlicher Gegner nicht gut ablehnen konnte.

Die letzten beiden Partien wurden nahezu gleichzeitig noch vor der Zeitkontrolle entschieden. Michael Pfeiffer war an Brett 6 aus einer sizilianischen Verteidigung heraus in einer sehr komplexen Mittelspielstellung gelandet, in der er sich entschloss, eine Leichtfigur gegen die drei Bauern der weißen Rochadestellung zu tauschen. Leider fand er danach nicht den richtigen Weg, den Rückgewinn der Bauern und den Damentausch zu vermeiden, wodurch seine Stellung innerhalb weniger Züge aufgabereif war. Den Siegtreffer zum 5:3 aber lieferte zeitgleich Ali Erkay an Brett 4, dessen Gegenüber die eigenen Angriffschancen am Königsflügel komplett überschätzt und daher unter Preisgabe zweier Bauern die Bildung eines gefährlichen schwarzen Freibauern auf der b-Linie zugelassen hatte. Alis Freibauer im Verbund mit Dame und Turm paralysierte das gesamte weiße Spiel, so dass er sich in aller Ruhe mit seinem König von h8 auf den langen Weg zum weißen Damenflügel machen konnte. Als Weiß dann versuchte, sich mit Gewalt zu befreien, lief er mit seinem König in ein Mattnetz, das ihn seine letzte Verteidigungsfigur gekostet hätte.

Mit diesem unerwarteten Sieg übernimmt die IV. nach einem schwachen Saisonstart zumindest für kurze Zeit die Tabellenspitze.

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