Marcel Kyas sichert die Herbstmeisterschaft

Marcel Kyas hat der III. Mannschaft mit seinem entscheidenden Sieg zum 4½: 3½-Erfolg beim Gütersloher SV die weiße Weste bewahrt und die überraschende »Herbstmeisterschaft« in der NRW-Klasse gesichert. Vorausgegangen war ein sechsstündiger Kampf, in dem sich die Dritte beim stark aufspielenden Aufsteiger sehr schwer tat und letztlich sehr glücklich darüber sein durfte, dass Martin Auer und Marcel Kyas mit ihren späten Siegen den Kampf noch drehen und die frühe Niederlage von Andreas Peschel ausgleichen konnten.

Der Aufsteiger aus Ostwestfalen belegt in der Setzliste der NRW-Klasse nur den letzten Platz, hatte aber bereits an den ersten drei Spieltagen mit 3:3 Punkten gegen gute Mannschaften für Furore gesorgt. Dieser Trend schien sich auch in unserem Kampf fortzusetzen, denn insbesondere an den Weiß-Brettern konnten wir überhaupt keine Vorteile herausholen. Oliver Kniest und Jerome Neumair willigten frühzeitig in den Remisschluss ein, bevor ihre Stellungen sogar schlechter zu werden drohten. Die einzige gute  Position nach der Eröffnung wies Andreas Peschel auf, der mit den schwarzen Steinen bereits positionelle Vorteile angehäuft hatte. Doch ausgerechnet ihm unterlief im frühen Mittelspiel ein grauenhafter Zug, der seinem Gegner eine ideale Angriffsposition auf dem Silbertablett servierte. Dieser ließ sich nicht zweimal bitten und nutzte diese Chance konsequent zur frühen Führung für die Gastgeber.

Auch an den anderen mittleren Brettern gab es Grund zur Besorgnis. Doch zumindest konnte Ewald Fichtner in einer sehr komplexen Caro-Kann-Position, in dem die gegnerische Initiative etwas chancenreicher zu sein schien, ein Remis erreichen. Alexander Hobusch hatte mit Weiß gegen die gleiche Variante des angenommenen Damengambits zu kämpfen wie Jerome, holte ebenfalls nichts aus der Eröffnung heraus und geriet in einem taktischen Scharmützel sogar in Nachteil. Wenigstens behielt er in beiderseitiger Zeitnot kühlen Kopf und fand eine schöne Abwicklung in ein Endspiel mit Minusqualität, das ihm dank guter Bauernstruktur und aktiven Figuren noch eine Punkteteilung sicherte, so dass es zur Zeitkontrolle nur 2:3 gegen uns stand.

Bei Milon Gupta war eine zunächst ruhige Spanisch-Stellung vor der Zeitkontrolle plötzlich enorm taktisch geworden, so dass es nach wechselhaftem Verlauf bei beiderseitiger Zeitknappheit letztlich zu einem nicht minder komplizierten Endspiel gekommen war, in dem Milon mit Springer und 2 Bauern gegen 5 Bauern anzukämpfen hatte. Letztlich neutralisierte sich das Potential der jeweiligen Freibauern und diese Partie endete leistungsgerecht unentschieden. Damit lagen unsere Hoffnungen auf den beiden letzten Brettern:  Martin Auer hatte in einem sehr komplexen französischen Positionskampf mit heterogenen Rochaden dank eines zweischneidigen Eindringens seiner Dame in die gegnerische Stellung einen Bauern gewonnen. Dessen technische Verwertung war alles andere als einfach, doch mit viel Geduld konnte Martin das Gegenspiel seines Kontrahenten sukzessive eindämmen und letztlich ein gewonnenes Endspiel erreichen, das nach 5½ Stunden für den wichtigen Ausgleich sorgte.

Marcel Kyas hatte mit Schwarz in einer Philidor-Struktur, in der Weiß relativ unambitioniert auf d8 schnell die Damen getauscht hatte, sehr schnell bequemes Spiel gelangt und schrittweise kleine positionelle Vorteile angehäuft. Als er diese in einen Bauerngewinn umwandelte, erhielt sein Kontrahent jedoch durch seinen aktiven König in einem Turmendspiel enormes Gegenspiel, so dass eine sehr schwer zu beurteilende Stellung mit beiderseitigen Freibauern entstand. Marcel behandelte diese Position jedoch ausgezeichnet und stellte seinen Gegner vor die größten praktischen Probleme, so dass dieser letztlich nach 6 Stunden den entscheidenden Fehler beging. In der anschließenden Analyse konnte nicht abschließend geklärt werden, ob die Stellung auch »objektiv« gewonnen war, dennoch war Marcel der Held des Tages, der uns überraschender Weise als Tabellenführer mit 2 Zählern Vorsprung auf Rang 2 den Jahreswechsel begehen lässt.

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