Dritte bricht am Ende ein

Mit einer vermeidbaren 3:5-Niederlage beim Aufsteiger SV Würselen ist die stark verjüngte III. Mannschaft in die NRW-Klasse gestartet. Der doppelte Punktverlust war deshalb so bitter, weil nach einer spielerisch starken Vorstellung bei den favorisierten Gastgebern und einem schön herausgespielten Sieg von Ralph Blasek, der die Niederlage von Alexander Hobusch kompensierte, beim Stande von 2½:2½ beste Chancen auf zumindest einen Zähler bestanden. Doch in der sechsten und siebten Spielstunde ließen Ali Erkay, Jan Hobusch und Oliver Kniest vermutlich alle jeweils einen halben Zähler liegen, so dass die Mannschaft kurz vor 18.00 Uhr frustriert die Heimreise antreten musste. Die nominellen Vorzeichen vor dem Kampf waren klar: die Gastgeber traten an den Spitzenbrettern mit 2 IM und 2 FM an und wiesen dort im Schnitt fast 200 Elo-Punkte mehr als wir auf, während wir auf Martin Auer verzichten mussten und an den hinteren Brettern nominell ungefähr gleichwertig waren. Trotz der klar verteilten Favoritenrolle entwickelte sich ein sehr ausgeglichener Kampf, in dem lediglich die Stellung von Jerome Neumair frühzeitig Sorgen bereitete, nachdem er  als Schwarzer in eine Eröffnungsfalle des Londoner Systems hineingelaufen war.

Nach etwas über 3 Stunden gab es bei Andreas Peschel und Kevin Zolfagharian zwei leistungsgerechte Punkteteilungen zu verzeichnen, bevor Würselen kurz vor der Zeitkontrolle durch einen Sieg des routinierten IM Cekro (2360) in Führung ging. Alexander Hobusch hatte mit Schwarz eine gut spielbare Stellung gegen dessen Englische Eröffnung erhalten, doch der Belgier behielt stets einen minimalen Vorteil und spielte dann im Endspiel mit Turm und Läufer gegen Turm und Springer seine Klasse aus.  Doch wenig später gelang uns der Ausgleich, durch einen sauber herausgespielten Erfolg von Ralph Blasek. Dieser hatte die moderne Verteidigung seines Kontrahenten gewohnt aggressiv mit frühem h4 attackiert, musste dann aber auf positionellere Manöver umschalten, was ihm jedoch gut gelang. Sukzessive baute er seine Stellungsvorteile aus und konnte schließlich entscheidendes Material gewinnen.

Echten Grund zum Optimismus lieferte dann Jerome mit einer wieder einmal bravourösen Verteidigungsleistung. Sein Kontrahent konnte im frühen Mittelspiel nicht nur materiellen Vorteil, sondern auch einen schwarzen König auf d6 verzeichnen, verlor aber vielleicht aufgrund dieser aus der Eröffnung resultierenden Gewinnstellung ein wenig die Konzentration, so dass Jerome immer stärkeres Gegenspiel erzeugen konnte und am Ende fast schon aus der Position der Stärke einen unerwarteten halben Zähler verzeichnen konnte. Nun schien vieles möglich, denn während bei Ersatzmann Ali Erkay und Spitzenbrett Oliver Kniest remisträchtige Endspiele auf dem Brett standen, konnte Jan Hobusch im Läuferendspiel aufgrund der besseren Bauernstruktur sogar Gewinnversuche unternehmen.

Leider ging dann um den Zeitpunkt der zweiten Zeitkontrolle alles schief:  Zunächst erkannte Ali Erkay in einem minimal schlechteren Damenendspiel eine Dauerschachmöglichkeit, führte die Variante aber einen Zug zu spät aus, so dass sich seinem Kontrahenten eine Verteidigungsmöglichkeit bot und Ali den weißen Freibauern auf der a-Linie nicht mehr aufhalten konnte und trotz einer zuvor guten Leistung aufgeben musste. Peinlich war dagegen die Vorstellung von Oliver Kniest, der gegen IM Hovhannisyan (2506) nach der ersten Zeitkontrolle ein völlig ausgeglichenes Endspiel mit Turm, Läufer und 3 Bauern gegen Turm, Springer und 3 Bauern auf dem Brett hatte, bei dem sich alle Bauern am Königsflügel befanden. In den nun folgenden 50 Zügen schaffte Olli es zunächst, seine Stellung völlig unmotiviert so zu schwächen, dass der Armenier noch ein wenig »stochern« konnte, ließ dann mehrere Abwicklungen zum forcierten Remis aus, bevor er seine zirkusreife Vorstellung mit einem endgültigen Einsteller zum Verlust krönte, was für Würselen die unverhoffte vorzeitige Entscheidung bedeutete.

Es passte in den Ablauf der letzten zwei Stunden des Kampfes, dass Jan Hobusch in der abschließenden Partie ebenfalls ein Tempo verschenkte, das ihm zum Abschluss fehlte, als er trotz eines Mehrläufers den Abtausch seines letzten verbliebenen Bauern nicht mehr verhindern konnte. Als Fazit der bitteren 3:5-Niederlage bleibt festzuhalten, dass unser stark verjüngtes Team seine NRW-Klassen-Tauglichkeit eindeutig bewiesen hat, aber zum Klassenerhalt in den nächsten Kämpfen eine deutlich bessere Chancenauswertung nötig sein wird.

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