Kevin Zolfagharian verpasst IM-Norm um halben Zähler

Kevin Zolfagharian (Foto: Martin Auer)

Das vom 18.–22.04.2019 in Karlsruhe ausgetragene Grenke-Open sorgte wieder einmal für diverse Rekorde. 1922 Spieler kämpften in 3 Open-Turnieren um einen Gesamtpreisfonds von 70.000 Euro und nutzten die Gelegenheit, ab Ostersamstag Magnus Carlsen & Co. live in der gleichen Halle bei den Grenke Chess Classics zu erleben.

Der erste Preis von 20.000 Euro lockte im A-Turnier nicht nur quantitativ beeindruckende 904 Akteure, sondern darunter mit 62 GM und 96 IM ein absolutes Spitzenfeld an die Bretter. Inspiriert von dieser grandiosen Atmosphäre spielte die Nummer 365 der Setzliste, Kevin Zolfagharian, ein beeindruckendes Turnier.  Kevin erwischte mit 4/5 einen herausragenden Start und besiegte in der ersten Turnierhälfte unter anderem den finnischen FM Toivo Keivanen (2390), den bulgarischen IM Vladimir Petrov (2368) und sogar mit Schwarz FM Adrian Gschnitzer (2380).

Damit besaß er ausgezeichnete Aussichten auf seine erste IM-Norm, doch der extrem harte Modus mit 9 Runden in fünf Tagen forderte in den beiden letzten Doppelrunden doch ihren Tribut. Nach einem Remis gegen IM Benedict Krause (2435) folgten zwei Niederlagen und trotz eines Schlussrundensieges verpasste er mit 5½/9 die Norm um einen halben Zähler. Dennoch kann Kevin mehr als stolz auf seine Leistung sein. Seine Elo-Performance von 2421 bescherte dem 21jährigen unter anderem einen Gewinn von 56 Elopunkten.

Nur einen halben Zähler mehr als Kevin holte unser Bundesliga-Spitzenspieler Loek van Wely. Der Holländer laboriert seit einem Jahr an einer immensen Formkrise und hat in diesem Zeitraum fast 100 Elo-Punkte verloren. Als Open-Spezialist hatte sich Loek als Nummer 16 der Setzliste sicherlich Chancen auf einen Platz in den Preisrängen ausgerechnet. Er erwischte mit 3½/4 einen guten Start, bei dem er das einzige Remis gegen den zweifachen Karnevals-Open-Sieger Michael Coenen vom Düsseldorfer SK abgab, dem wir auf diesem Wege zur zweiten IM-Norm gratulieren können. Doch danach lief nichts mehr zusammen und nach einer Niederlage in der achten Runde gegen das große Talent des Hamburger SK, Luis Engel (2490), der seine zweite GM-Norm binnen drei Wochen erzielte, musste Loek mit 6/9 den weiteren Verlust von 24 Elo-Punkten beklagen.

Auch Borki Predojevic konnte als Zehnter der Setzliste nicht in den Kampf um die Spitzenplätze eingreifen. Nach einem guten Start mit 4½/5 agierte der Bosnier etwas zu solide und friedfertig und landete nach Remisen gegen die talentierten jungen Deutschen IM Matthias Dann (2520), IM Luis Engel (2490) und dem langjährigen deutschen Nationalspieler und Solinger Bundesligaakteur GM Eric Lobron (2508) mit 6½/9 auf dem 35. Gesamtrang.

Einen klaren Aufwärtstrend auf dem Weg zurück zu alter Stärke gibt es dagegen bei Thomas Michalczak zu verzeichnen. Tom spielte ein stabiles Turnier und unterlag lediglich zweimal mit den schwarzen Steinen gegen die beiden IM Thore Perske (2450) und IM David Miedema (2369). In den anderen Partien ließ er zum Teil sogar noch Chancen liegen, erzielte aber dennoch einen sehr guten Score von 5½/9, der ihm mit Rang 196 ein um 130 Plätze besseres Endergebnis als seinen Setzlistenplatz bescherte und zudem wertvolle 16 Elo-Punkte einbrachte.

Einen ähnlichen Elo-Zugewinn mit 14 Zählern verbuchte Andreas Peschel, der als Nummer 438 der Setzliste ebenfalls zwei tolle erste Turnierdrittel mit 4/6 absolvierte und dabei FM Nikolas Pogan (2284) bezwingen und gegen FM Jonah Krause (2343) und IM Lothar Arnold (2351) remisieren konnte. Leider warf ihn ein mißglückter Endspurt mit einigen ausgelassenen Chancen auf 4½/9 zurück. Dennoch war es auch für ihn ein gutes Turnier.

Es bleibt zu hoffen, dass im kommenden Jahr noch mehr SG-Akteure den Weg zu diesem grandiosen deutschen Schach-Festival finden werden.

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Endstand A-Open