Klare Niederlagen gegen Offerspill und Magnus Carlsen

Der Weltmeister bei der Arbeit gegen den Bundesliga-Teamchef (Foto: Fiona Steil-Antoni/ ECU)

Mit ½:5½ mussten wir uns am zweiten Spieltag des European Club Cup dem norwegischen Team des Offerspill Chess Club geschlagen geben. Weltmeister Magnus Carlsen (2856) zeigte sich dabei nach seinem gestrigen Remis in Spiellaune und ließ Alexander Naumann trotz sicherlich nicht ideal verlaufener Eröffnung letztlich keine Chance. Da Georg Halvax einen Sieg gegen Eric Hansen (2613) in Zeitnot verpasste, ging der halbe Ehrenpunkt auf das Konto unseres Geburtstagskinds Stefan Wickenfeld.

Der heutige Tag begann für viele unserer Teammitglieder früh und aufregend. Unser Spitzenbrett Alexander Naumann weilte gestern aus familiären Gründen noch in der Heimat in Sachsen-Anhalt und wollte eigentlich erst heute Abend zum Team stoßen. Doch die gestrige Auslosung ließ ihn seine Planungen für den heutigen Tag etwas ändern, da man schließlich nicht so oft die Chance bekommt, den Weltmeister höchstpersönlich herauszufordern.

Während Alex bereits einige Stunden auf der Autobahn unterwegs war, durfte sich unser Geburtstagskind Stefan Wickenfeld beim Frühstück über die Glückwünsche unseres Hotels zu seinem Wiegenfeste freuen. Schließlich warteten wir an unserem Frühstückstisch gemeinsam auf die Bekanntgabe der Einzelpaarungen und durften uns ab 9.30 Uhr tatsächlich auf ein Duell mit Magnus Carlsen und seinen Teamkollegen vorbereiten. Gegen 12.00 Uhr erreichte dann auch unser Bundesligateamchef rechtzeitig unser Hotel. Es wäre auch spannend zu beobachten gewesen, wie die Twittersphäre reagiert hätte, wenn nach den besonderen Partien zwischen Carlsen und Niemann nun auch noch eine Begegnung des Weltmeisters mit Naumann kampflos entschieden worden wäre…

In der Partie selbst war Alexander mit der Eröffnungsphase als Schwarzer durchaus zufrieden und auch Magnus machte nach seinem 12. Kd1 in einer schottischen Nebenvariante keinen sonderlich begeisterten Eindruck von seiner Position. In den Parallelpartien waren wieder einmal verschiedene Ansätze zu beobachten, wie man eine Partie mit großem Elodefizit gegen einen Favoriten angehen kann. Thomas Michalczak versuchte es gegen GM Johan-Sebastian Christiansen (2578) mit der direkten Attacke und opferte in einem klassischen Franzosen frühzeitig eine Figur für Königsangriff. Leider ließ sich der junge Norweger nicht sonderlich beeindrucken und konterte Tom zügig aus.

Wenig später erhöhten die Norweger auf 2:0, da Michael Berg bereits ausgangs der Eröffnung mit Problemen gegen GM Frode Urkedal (2523) zu kämpfen hatte. In einem Wolga-Gambit versuchte er die vom Norweger gewählte Zugfolge auszunutzen, was allerdings mißglückte, so dass er frühzeitig unter massiven Druck geriet, der später zu Materialverlusten führte.

Parallel riss auch der Weltmeister, der nach seinem gestrigen Auftaktremis gegen Nikita Meshkovs (2566) ohnehin nicht in bester Stimmung war, die Inititiative an sich und setzte unter doppeltem Bauernopfer vollständig auf die Dominanz seiner Figuren. Als Alexander schließlich auch noch einen dritten Bauern von Carlsen einkassierte, hatte er einen unscheinbaren Zwischenzug des Weltmeisters übersehen und sah danach eine Angriffswelle auf sich zurollen, die nicht mehr zu stoppen war.

Erfolgreicher Geburtstag für Stefan Wickenfeld

Für unseren ersten halben Zähler sorgte dann Stefan Wickenfeld, der es gegen die Caro-Kann-Verteidigung von FM Lucas Ranaldi (2362) zunächst mit kontrollierter Offensive versucht hatte. Als die Zeit seines Gegners knapp wurde, verschärfte Stefan dann unter Bauernopfer am Königsflügel die Stellung und hatte auch das – am Geburtstag durchaus passende – notwendige Quäntchen Glück, dass der junge Norweger in Zeitnot das letzte Risiko scheute und stattdessen unter Damentausch in ein Endspiel abwickelte, in der Stefan schließlich ein Dauerschach forcieren konnte.

Auch Jonas Roseneck konnte die Partie gegen seinen Vereinskollegen GM Aryan Tari (2656) lange ausgeglichen gestalten, bevor er kurz vor Beginn der Zeitnotphase etwas zu optimistisch einen Bauern opferte und danach nicht optimal fortsetzte. Unser norwegischer Bundesligaakteur verteidigte sich im Schwerfigurenendspiel präzise, wehrte alle Drohungen ab und holte schließlich den vierten Sieg des Tages für Offerspill.

Große Hoffnungen auf unseren Ehrentreffer gab es aber in der Schwarz-Partie von Georg Halvax gegen den bekannten Schach-Streamer GM Eric Hansen (2613). Georg konnte in einem Rossolimo-Sizilianer bequem ausgleichen und übernahm dann vor der Zeitnotphase nach einem verfehlten Plan des Kanadiers die Initiative. Ausgerechnet als er eine klare Gewinnstellung erreicht hatte, ließ er sich aber zu einem impulsiven Zug hinreißen und sah die Gewinnvariante erst unmittelbar danach. So blieb Hansen zumindest in der Partie und hatte dann auch noch eine gehörige Portion Stellungsglück, das er mit drei Minusbauern und nur noch drei eigenen Figuren ein ungewöhnliches Mattnetz konstruieren konnte.

Georg fand in Zeitnot die beste Verteidigung dagegen nicht und landete schließlich in einem Endspiel mit Minusqualität, in dem Hansen gute Technik demonstrierte und geduldig die Mehrbauern von Georg einsammeln und schließlich den schwarzen Springer fangen konnte.

So stand nach über 5 Stunden Spielzeit die etwas zu hohe ½:5½-Niederlage fest. Am morgigen Mittwoch geht es gegen das Luxemburger Team von Le Cavalier Differdange weiter.

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