Jan Eric Chilla löst zweites DEM-Ticket

Karsten Keller, Klaus Schroer, Jan Eric Chilla, Johannes Westermann, Martin Villwock, NRW-Meister IM Christian Braun, FM Oliver Kniest, René Tückmantel, Michael Meinhardt, Thomas Füllgrabe, Oliver Albrecht und Marcus Schmücker (v.l.n.r.)(Klick aufs Bild öffnet größere Version)
Karsten Keller, Klaus Schroer, Jan Eric Chilla, Johannes Westermann, Martin Villwock, NRW-Meister IM Christian Braun, FM Oliver Kniest, René Tückmantel, Michael Meinhardt, Thomas Füllgrabe, Oliver Albrecht und Marcus Schmücker (v.l.n.r.)
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Der bereits als NRW-Meister feststehende IM Christian Braun konnte in der Schlussrunde seine gesamte Aufmerksamkeit der spannenden Frage widmen, wer ihn zur Deutschen Einzelmeisterschaft 2015 begleiten würde. Denn sein Kontrahent Martin Valkyser musste am Morgen aus gesundheitlichen Gründen absagen, was Christians Score auf beeindruckende 6½/7 erhöhte.  Nach einer extrem spannenden Schlussrunde mit zwei komplizierten und zum Teil spektakulären Ent­schei­dungs­par­tien, die letztlich beide Remis endeten, konnte sich Jan Eric Chilla vom SK Münster 32 dank der besten Buchholz-Wertung im Trio der Spieler mit 4½ Zählern über die Vize-Meisterschaft und die Qualifikation zur Deutschen Meisterschaft freuen.

Vor der Schlussrunde hatten mit Thomas Füllgrabe (Welper), Karsten Keller (Langenfeld) und Jan Eric Chilla mit jeweils 4/6 noch drei Spieler Chancen auf den zweiten Platz. Während Füllgrabe mit Weiß gegen Martin Villwock antreten musste, kam es am zweiten Brett zum direkten Duell zwischen Chilla und Keller. Jan versuchte Karsten mit einem klassischen Nimzo-Inder zu überraschen, landete jedoch in einer scharfen Variante, die der Langenfelder deutlich besser kannte. In Anbetracht der Turniersituation ging Jan volles Risiko und opferte mit Weiß temporär einen ganzen Turm, wodurch die schwarze Dame nach a1 gelockt wurde und danach große Anstrengungen unternehmen musste, um wieder zu entkommen. Die Engines zeigten sich bei der nachträglichen Analyse vom weißen Konzept wenig beeindruckt, doch Karsten fand in der extrem komplizierten Stellung nicht immer die besten, z.T. typischen Computer-Züge, so dass Eric für seinen Mut mit einer angenehmen Stellung belohnt wurde, in der er für eine Minusqualität exzellente Kompensation in Form eines Bauern und seines starken Läuferpaares besaß.

Parallel schien Thomas Füllgrabe klaren positionellen Vorteil gegen die Aljechin-Verteidigung von Villwock herausgearbeitet zu haben. Doch der Katernberger setzte gewohnt mutig auf sein Gegenspiel am Damenflügel, während die weißen Figuren sich bedrohlich gegen den schwarzen Monarchen in Stellung brachten. In der Zeitnotphase hatte diese riskante Strategie tatsächlich Erfolg: während Thomas keine Vollendung seines Angriffs finden konnte, sicherte ein schwarzer Freibauer auf c3 Martin sehr gefährliche Kompensation, so dass Thomas schließlich nach langer erfolgloser Suche nach einem Gewinnweg das Remis durch Dauerschach forcierte.

Auch im Duell zwischen Chilla und Keller brachte die Zeitnotphase noch kleinere Aufregung. Am Ende verblieb jedoch nach dem Damentausch ein Endspiel, das Jan risikolos auf Gewinn spielen konnte. Darüber hinaus hatte er seine »Hausaufgaben« auch abseits des Brettes gemacht und bereits ausgerechnet, dass ihm mit Blick auf die anderen Ergebnisse der Runde ein Remis dank der besten Wertung zum zweiten Platz reichen würde. So offerierte er aus der Position der Stärke die Punkteteilung, was Karsten nicht ablehnen konnte.

Damit kamen Chilla, Füllgrabe und Keller in dieser Reihenfolge mit jeweils 4½ Zählern auf den Plätzen 2-4 ein. Der fünfte Rang ging mit einem halben Zähler Rückstand an Oliver Kniest, für den das Turnier mit einem Schlussrundensieg gegen Johannes Westermann noch einen versöhnlichen Abschluss fand. Dagegen endeten die Begegnungen zwischen Klaus Schroer und Carsten Hecht sowie Oliver Albrecht und Michael Meinhardt nach interessantem Verlauf leistungsgerecht unentschieden.

Es spricht für den im gesamten Turnier spürbaren immensen Kampfgeist aller Akteure, dass selbst nach der gefallenen Entscheidung um Platz 2 die letzte Partie des Turniers noch bis fast in die siebte Spielstunde andauerte. Der unglückliche René Tückmantel übersah in seinem Gewinnstreben mit einem Mehrbauern einen taktischen Trick von Marcus Schmücker, durch den dieser die Partie noch drehen und sein für ihn enttäuschendes Turnier ein wenig freundlicher gestalten konnte, während René mit zwei absolut vermeidbaren Niederlagen in den Schlussrunden definitiv unter Wert geschlagen wurde.

Die perfekte Ergänzung zum großen Einsatz an den Brettern, an denen es während des gesamten Turniers nicht zu einem einzigen Kurzremis kam, war die außerordentlich angenehme Atmosphäre unter allen Teilnehmern, welche dem Turnierleiter Dr. Marius Fränzel sein Amt sehr erleichterte. Dennoch bedankte sich der zuständige NRW-Spielleiter Dr. Johannes Baier bei der abschließenden Siegerehrung völlig zurecht bei Marius für die sehr gute Turnierorganisation.

Zum Abschluss wünscht die SG Solingen Christian Braun und Jan Eric Chilla viel Erfolg bei der Deutschen Meisterschaft im kommenden Jahr!

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