Schwarzer Tag gegen Apeldoorn

Die zweite Runde des Europapokals brachte uns nach einer schwachen spielerischen Leistung eine auch in dieser Höhe verdiente 1½:4½-Niederlage gegen die holländischen Nachbarn von Accres Apeldoorn. Selbst der einzige Sieger des Tages, Oliver Kniest, brauchte zu seinem Sieg noch Fortunas Hilfe, nachdem er seine klare Gewinnstellung in der Zeitnotphase völlig ruiniert hatte, dann jedoch von seinem Gegner noch eine Chance erhielt. Das Remis ging auf das Konto von Markus Schäfer, der mit einer guten Verteidigungsleistung dem Angriff von IM Merijn van Delft (2425) standhielt. Passender Weise erzielte auch er diesen Teilerfolg mit den schwarzen Steinen, während wir in unseren drei Weiß-Partien an diesem »schwarzen« Tag völlig leer ausgingen.

Das Team von Apeldoorn war nominell etwas stärker als wir einzuschätzen und sicherlich einer der stärksten Gegner, die wir in dieser Runde bekommen konnten. Dies liegt am ungewöhnlichen Auslosungssystem der ECU, bei dem innerhalb einer Gruppe mit gleichen Mannschaftspunkten das Team mit den meisten Brettpunkten gegen die Mannschaft mit den wenigsten Brettpunkten, usw. spielt, während der Setzlistenplatz keine Rolle spielt.

Unsere Kontrahenten hatten gestern trotz guter Leistung die 0:6-Höchststrafe gegen das starke russische Team von Rostov bekommen und waren heute entsprechend auf Wiedergutmachung bedacht. So entwickelte sich ein sehr langwieriger Kampf, in dem wir aber frühzeitig unter Druck gerieten. Milon Gupta verdarb mit Weiß die Eröffnung gegen die Leningrader Variante von Freddie Van der Elburg (2196) und musste frühzeitig auf Defensive umsteigen. Auch Markus Schäfer stand in einer Nebenvariante des sizilianischen Scheweninger Systems gegen den in Deutschland beim  HSK aktiven bekannten Schachtrainer IM Merijn van Delft (2425) unter Druck.

Schließlich geriet auch Andreas Peschel, bei dem nach einer unregelmäßigen Eröffnung eine schwer zu beurteilende Stellung entstanden war, mit Schwarz gegen Martin van Dommelen (2100) in eine perspektivlose Stellung und musste sich kurz vor der Zeitkontrolle geschlagen geben. Alle anderen Partien gingen dagegen über den 40. Zug hinaus: Zunächst fand sich Markus Schäfer in den taktischen Verwicklungen besser als Van Delft zurecht und verdiente sich mit seiner guten Verteidigungsleistung die vom Holländer offerierte Punkteteilung.

Wenig später gelang sogar der zwischenzeitliche Ausgleich durch Oliver Kniest. Dieser hatte in einem Rubinstein-Nimzo-Inder mit Schwarz eine glatte Gewinnstellung mit zwei Mehrbauern gegen Marcel Boel (2231) herausgespielt, die er in der Zeitnotphase mit einer Serie von ungenauen bis schwachen Zügen komplett ruinierte, so dass die Stellung nach dem 41. Zug wieder völlig ausgeglichen war. Glücklicher Weise griff dann der Niederländer noch einmal daneben und erlaubte Olli den Übergang in ein klar vorteilhaftes Endspiel, so dass er den vollen Zähler im zweiten Anlauf einfahren konnte.

Allerdings gaben die verbleibenden drei Weiß-Partien wenig Hoffnung auf einen Mannschaftszähler:  Milon Gupta hatte in der Zeitnotphase ein vorentscheidendes schwarzes Qualitätsopfer zugelassen, das seinem Gegner später den Rückgewinn des Materials mit Zinsen ermöglichte. Es entstand ein Damenendspiel mit zwei Minusbauern, das nicht mehr zu halten war.

Parallel kämpfte auch Jörg Wegerle gegen GM Roeland Pruijssers (2529) in einem Damenendspiel mit Minusbauern ums Remis. Er war gegen die Philidor-Verteidigung seines Kontrahenten schrittweise in die Defensive geraten und hatte unter Bauernopfer seine Rettungschancen in diesem schwierigen Endspiel gesucht. Doch es war nicht Jörgs bester Tag, denn ihm unterlief auch im Endspiel einer seiner gerade in diesem Partiestadium sehr seltenen Rechenfehler, nachdem der in der Bundesliga für  Turm Emsdetten aktive Pruijssers souverän den Sieg für Apeldoorn sicherte.

Der Verlauf der letzten verbleibenden Begegnung passte zum heutigen gebrauchten Tag für unsere Mannschaft:  Thomas Michalczak hatte gegen IM Stefan Kuipers (2411) in einer weiteren Philidor-Verteidigung eine bessere Position erreicht, verlor jedoch im Mittelspiel sukzessive den Faden und büßte schließlich einen entscheidenden Zentralbauern ein. Trotz hartnäckiger Verteidigung konnte er diesen Verlust nicht mehr kompensieren, so dass nach über 5 Stunden Spielzeit unsere deutliche 1½:4½-Niederlage feststand.

Morgen wollen wir uns gegen das irische Team von Gonzaga rehabilitieren und den ersten Sieg des Turniers einfahren.

Zur Turnierseite