Schnellschach-VM, 1. Turnier

Fortschrittstabelle:  Stand nach der 5. Runde   (nach Rangliste)
Nr. Teilnehmer 1 2 3 4 5 Punkte Buchh SoBerg
1. Berg, Michael 8w1 5s1 4w1 2s1 3w1 5.0 14.5 14.50
2. Kniest, Oliver 7w½ 8s1 3s1 1w0 5w1 3.5 15.5 9.25
3. Görke, Joachim 6w1 9s1 2w0 4s1 1s0 3.0 16.5 8.00
4. Vranidis, Athanassios 11w1 7s1 1s0 3w0 9s1 3.0 13.5 5.50
5. Winkler, Fabian 10s1 1w0 11s1 9w1 2s0 3.0 13.5 5.00
6. Skiber, Friedel 3s0 10w1 9w0 7s1 8s1 3.0 11.5 6.50
7. Falge, Rainer 2s½ 4w0 10s1 6w0 + 2.5 11.5 3.75
8. Fränzel, Marius 1s0 2w0 + 11s1 6w0 2.0 12.5 1.00
9. Ehringfeld, Michael + 3w0 6s1 5s0 4w0 2.0 12.0 3.00
10. Kaiser, Stefan 5w0 6s0 7w0 + 11w1 2.0 9.5 1.00
11. Mix, Lothar 4s0 + 5w0 8w0 10s0 1.0 10.0 0.00

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Geteilter Turniersieg für Michael Hoffmann

Eine neue Adresse im deutschen Turnierkalender ist das Arber-Open, das vom 18.-26.08.2012 erstmals in Bayrisch Eisenstein nahe der tschechischen Grenze ausgetragen wurde. Zur Premiere kamen nicht nur 90 Spieler, sondern auch 5 GM, darunter unser Michael Hoffmann. Dieser bestach wie bereits den gesamten Sommer bei der portugiesischen Mannschaftsmeisterschaft und beim Open in Vlissingen durch seine sehr solide Spielweise und sammelte daneben gegen die schwächeren Spieler einige Siege ein. So lag er nach 8 Runden mit 6 Zählern auf dem geteilten zweiten Platz, einen halben Punkt hinter dem führenden GM Alexander Volodin (2498).

Für die Schlussrunde erwischte Michael ein undankbares Los, da er mit Schwarz gegen den erfahrenen tschechischen GM Vlastimil Jansa (2405) antreten musste. Dieser war jedoch äußerst kämpferisch eingestellt, lehnte eine frühe Remisofferte ab und wurde von unserem Schach-Lehrer dafür mit einer tollen Partie bestraft. Hoffmann schloß durch seinen schön herausgespielten Schwarz-Sieg noch zur Spitze aufschließen und mit 7/9 endlich wieder einmal einen geteilten Turniersieg feiern. Auch wenn es nach Buchholz-Wertung nur zum dritten Rang hinter Volodin und IM Christoph Renner reichte, wird ihm diese Turnier-Premiere im Bayrischen Wald mit viel Selbstvertrauen für die bald startende Saison ausstatten.

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Solider Sandipan in Dresden

Zum Abschluss seiner 4 Turniere umfassenden Europa-Tournee in diesem Schachsommer startete Sandipan Chanda vom 18.-26.08.2012 auch einmal auf deutschem Boden, nämlich beim traditionellen ZMD-Open in Dresden. Dort gehörte er hinter dem topgesetzten Georg Meier und seinem Reisepartner Surya Shekhar Ganguly als Dritter der Setzliste unter 14 GM zu den Mitfavoriten.

Dennoch hatte natürlich das schwache Abschneiden in der Vorwoche in Vlissingen einige Zweifel an seiner Form hervorgerufen, so dass er es nach einem standesgemäßen Start mit 2/2 betont solide angehen ließ. Dies führte zu diversen Punkteteilungen gegen zahlreiche GM-Kollegen und auch den späteren Sensationssieger, den titellosen Felix Graf (2410). Vielleicht war es genau dieser halbe Zähler, der am Ende für den großen Wurf fehlte, denn so landete Sandipan mit drei Siegen und sechs Remisen dank seiner sehr guten Wertung auf einem soliden 6. Platz, schrammte aber um einen halben Punkt an den Medaillenplätzen vorbei, die ihm einen noch versöhnlicheren Abschluss seiner wechselvollen Turnierreise beschert hätten.

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Markus Ragger spielte die BL-Partie des Jahres

Im Fußball hat das »Tor des Monats bzw. Jahres« bereits Kultstatus, dagegen wird den ästhetischen Glanzleistungen auf den 64 Feldern allzu häufig in unserer ergebnisorientierten Schachwelt nicht die hinreichende Bedeutung beigemessen. Glücklicher Weise hat die Schachbundesliga seit einigen Jahren diesen Mißstand erkannt und kürt deshalb alljährlich die »Partie der Saison«.

GM Markus Ragger
(Foto: Georgios Souleidis)

In dieser Spielzeit hatte es unser Spitzenbrett Markus Ragger gleich mit zwei spektakulären Siegen gegen Hedinn Steingrimsson (2562) und Maxime Vachier-Lagrave (2715) in die Auswahl der 10 besten Partien geschafft. Nach der Abstimmung der Internet-Gemeinde steht nun fest, dass Markus sich sogar über Platz 1 und 2 freuen darf!

Dies ist sicherlich eine besondere Belohnung für seinen stets mutigen Spielstil, mit dem er seit Jahren für uns in der Bundesliga exzellente Ergebnisse erzielt. Etwas Besonderes dürfte die Sieger-Partie gegen Steingrimsson auch deshalb für ihn sein, weil er sie an seinem 24. Geburtstag spielte!

Auf der Bundesliga-Seite hat Markus die Partie noch einmal ausführlich kommentiert.

Wir gratulieren Markus auf diesem Wege ganz herzlich und freuen uns auch in der kommenden Saison auf viele spektakuläre und schöne Siege von ihm!

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Mads Andersen überzeugt bei Junioren-Weltmeisterschaft

Vom 02.–15.08.2012 fand in Athen die U20-Weltmeisterschaft statt, die unter 92 Spielern in kräftezehrenden 13 Runden Schweizer System ausgetragen wurde. Unser dänischer Bundesligaspieler Mads Andersen war als 17-Jähriger einer der jüngsten Teilnehmer und an Position 28 gesetzt. Wie bereits beim IM-Turnier in Dortmund erwischte er einen echten Fehlstart und erzielte nur ½/2 gegen deutlich schwächere Gegnerschaft.

Doch erneut kämpfte er sich nach vorne und stand zur Turnierhalbzeit bei sehr ordentlichen 4/6. Nachdem er in der Folge zwar gegen die starken Yaroslav Zherebukh (2629) und Karen Grigoryan (2529) unterlag, dafür aber z.B. auch Mustafa Yilmaz (2543) mit Schwarz bezwingen konnte, setzte er sich in diesem oberen Mittelfeld fest und notierte auch nach 11 Runden bei +2.

Wie schon in Dortmund zeigte er aber exzellente konditionelle Fähigkeiten und konnte die beiden Schlussrunden für sich entscheiden, was ihm mit 8½/13 einen sehr respektablen 15. Platz einbrachte, den er in den kommenden 3 Jahren sicherlich noch zu verbessern versuchen wird.

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Versandete Preishoffnungen in Vlissingen

Das HZ-Seeland-Open an der niederländischen Atlantik-Küste feierte vom 04.-11.08.2012 mit der schönen Teilnehmerzahl von 250 Spielern bereits seine 16. Auflage und überzeugt traditionell durch gute Spielbedingungen und die idealen Verbindungsmöglichkeiten von Schachturnier und Urlaub. Darüber hinaus hatten unsere beiden Vertreter Sandipan Chanda und Michael Hoffmann als Nummer 4 und 10 der Setzliste aber natürlich auch die Zielsetzung, einen schönen Teil vom Preisgeldkuchen abzugreifen.

Am Ende des Turniers mussten jedoch beide feststellen, dass der Strandbesuch diesmal lohnenswerter als die Turnierteilnahme war. Sandipan zeigte sich zwar als perfekter Gentleman und verlor gegen seine beiden Landsfrauen Eesha Karavade (2371) und Harika Dronavalli (2503), was letztlich aber neben zwei weiteren Remisen nur ein beredtes Zeugnis seiner miserablen Form war, die sich mit 6/9 auf Rang 25 und einer Elo-Performance von 2426 nachhaltig dokumentierte.

Michael begann gut mit 3½/4, schaffte es aber in der Folge nicht mehr, seine nominell schwächeren Kontrahenten zu bezwingen. So blieb er zwar auch ungeschlagen, musste aber ebenfalls mit 6 Zählern auf dem 31. Rang zufrieden sein.

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Erwin L’Ami weiter in guter Form

Der von einer dänischen Tageszeitung gesponsorte Politiken Cup, der in diesem Jahr in der aus Hamlet bekannten Stadt Helsingor ausgetragen wurde, gehört seit Jahrzehnten zu den traditionellen Sommer-Schach-Festivals. Diese Sonderstellung drückte sich auch in diesem Jahr wieder darin aus, dass nicht nur 22 GM und 9 IM im 292 Teilnehmer umfassenden Feld dabei waren, sondern man mit etwas Losglück auch gegen Schach-Legenden wie Jan Timman oder Lajos Portisch antreten durfte. Auch die sonstigen Rahmenbedingungen wie z.B. 35 übertragene Live-Bretter und die gesamte Atmosphäre machten das Turnier zu einer wunderbaren Erfahrung, wie es Alina L’ Ami in ihrem Chessbase-Bericht verdeutlichte.

Ihr Ehemann Erwin L’ Ami unterstrich in Dänemark seine aktuell gute Form und blieb wie bei der niederländischen Meisterschaft ungeschlagen. In der Schlussrunde traf er auf den an Position 3 gesetzten und Tabellenführer Ivan Cheparinov, mit dem er bereits zusammen als Sekundant von Veselin Topalov tätig war. Die Partie endete Remis, was Cheparinov den Turniersieg sicherte, während L’ Ami mit 7½/10 und dem geteilten vierten Platz zufrieden sein musste, wobei er aber seine Elo-Erwartung erfüllte.

In der vierten Runde hatte er in einem Solinger Vereinsduell Dr. Daniel Schlecht bezwungen. Daniel kommt aus beruflichen Gründen kaum noch zum Spielen und absolvierte in Helsingor sein erstes Open seit 2007! Trotz fehlender Praxis blieb er dabei im Rahmen der Erwartungen und musste sich lediglich den beiden GM L’ Ami (2615) und Sune Berg Hansen (2573) geschlagen geben. Darüber hinaus musste er drei schwächeren Spielern ein Remis zugestehen und landete mit 6½/10 auf Rang 43.

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Andrä und Vranidis überzeugen in Longerich

Bereits zum neunten Mal richteten die rührigen Schachfreunde Longerich vom 03.-05.08.2012 ihr 5-rundiges Sommeropen in zwei Spielstärkegruppen aus. In der 58 Teilnehmer umfassenden A-Gruppe waren auch zwei SG-Spieler am Start.

Dabei erwischte Philipp Andrä mit 1/3 eine mäßige erste Turnierhälfte, konnte jedoch mit zwei Siegen am Schlusstag sich nicht nur 3/5 auf den 22. Platz nach vorne schieben, sondern auch starke 12 Elo-Punkte gewinnen. Ein exakt umgedrehtes Turnier erlebte Athanassios Vranidis, der mit 2/3 gegen starke Gegnerschaft startete, durch eine Doppel-Null am Schlusstag letztlich mit dem 34. Platz zufrieden sein musste, dabei aber auch noch Elo- und DWZ-Plus machte.

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Gawain Jones erstmalig Britischer Meister

Unser Neuzugang Gawain Jones konnte sich bei den vom 24.07.-04.08.2012 in North Shields im Nordosten von England ausgetragenen Britischen Meisterschaften erstmals den Titel sichern. Durch das Fehlen der Spitzenkräfte Michael Adams, Nigel Short und Luke McShane bei der diesjährigen Auflage ging Gawain als Topgesetzter des 65 Teilnehmer umfassenden Feldes in das Turnier.

Nachdem er in der vierten Runde GM Stephen Gordon (2539) bezwungen hatte, führte er das Feld mit 4/4 alleine an, gab sich jedoch in der Folge mit zu vielen Remis zufrieden, so dass der verbissen kämpfende Gordon vor der Schlussrunde mit 8½/10 einen halben Zähler vor ihm lag. Doch in der Schlussrunde gelang Gordon nur ein Remis, so dass Jones mit einem Schwarz-Sieg noch zu ihm aufschließen konnte, so dass die Entscheidung in einem doppelrundigen Schnellschach-Stichkampf fallen musste.

Hier begann nun der dramatischste Teil der Geschichte: denn in der ersten Schnellpartie stellte Gawain einzügig seine Dame gegen einen Läufer ein, spielte jedoch weiter und gewann noch! Kein Wunder, dass Gordon in der zweiten Partie nicht mehr gegenhalten konnte, so dass sich Gawain Jones seinen ersten britischen Titel sichern konnte. Damit beendete er drei sehr erfolgreiche Wochen, denn unmittelbar vor dem Turnier hatte er seine langjährige Verlobte Sue Maroroa, eine neuseeländische Fide-Meisterin, geheiratet.

Die SG gratuliert zu beiden Ereignissen herzlich!

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Blog von Gawain Jones
Chessbase-Bericht mit der dramatischen Schnellpartie